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zur Navigation Inhalt überspringen Nachruf P. Wilfried

Viele von uns haben ihre Betroffenheit und Trauer zum Tod P. Wilfrieds, aber auch ihre Freude und Dankbarkeit, dass sie ihn kennenlernen durften, zum Ausdruck gebracht.

Ich lernte P. Wilfried vor 40 Jahren bei einem Englischseminar am Freinberg in Linz kennen - er unterrichtete am ordenseigenen Gymnasium in Losensteinleiten Englisch und Sport. Mit unserem Tiroler Dialekt haben wir unsere englischsprachigen Lehrer fast zur Verzweiflung gebracht. Damals war er schon Krankenhausseelsorger in Linz, davor in Wien, später in Steyr.

Schon immer waren ihm blinde und sehbehinderte Menschen ein Anliegen - in den 60er Jahren gab es noch kaum Angebote für diese Gruppe - so begann er 1971 die erste, damals zweiwöchige Freizeit auf der Wurzeralm unter für uns heute sehr einfachen Bedingungen. Es folgten Wochenenden am Wilden Kaiser mit seinem Bruder Toni, Wochenenden in der Wildschönau. Die Freizeitwochen wurden zahlreicher - mit verschiedenen Angeboten. Das Bergsteigen war immer schon seine Freude, gemeinsam mit meinem Bruder waren wir auf der Wildspitze und am Brochkogel, Dreizausendern in den Ötztaler Alpen - und so gab es zuerst vor allem Bergfreizeiten. Dazu kamen Schifreizeiten - Alpinschifahren am Hochficht mit holländischen blinden Kindern und Jugendlichen und einheimischer Begleitung. Es folgten Tandemwochen in Holland, wo seine Schwester Margarete verheiratet ist, auch an anderen Orten, Langlauffreizeiten, Wandern, Kultur, Musik. Erledigte zuerst noch Sr. Christiane das Organisatorische, wurden die Freizeit-Angebote bald umfangreicher, und die Diözese Linz übernahm offiziell die Organisation. Besonders Frau Troyer setzte sich sehr für unsere Freizeiten ein. Seit 11 Jahren läuft die Organisation über Imst, das heiß über mich. Jährlich finden 10 bis 12 Wochen statt.

1978, also vor 30 Jahren, begannen die Lions in Reutte mit Dr. Reinhold Wolf nach dem Vorbild von P. Wilfried Bergwochen und -wochenenden für Blinde zu organisieren.

P. Wilfried leitete viele Wochen, bei vielen war er als gern gesehener und gehörter! Gast dabei. Es war ihm wichtig, offen zu sein für alle Menschen - gleich welcher Religion und Weltanschauung - und allen im Rahmen der Gruppen den persönlichen Freiraum zu lassen. So entstand ein buntes und vielfältiges Miteinander. Meist schon am ersten Tag fanden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zusammen, am Ende der Woche gingen Freunde wieder in den Alltag zurück. Viel dazu beigetragen haben gemeinsame Gedanken am Beginn des Tages, ein Danke am Abend, das Singen unterwegs und auf den Berggipfeln, die gemeinsamen Gottesdienste. Ein Netz überzieht unser Land, wir alle sind mit und durch P. Wilfried und eine höhere Macht, die ich GOTT nenne, verbunden. Ohne ihn würden wir uns nicht kennen und nicht miteinander unterwegs sein.

Das Zeichen unserer Wochen ist das Bergkreuz, ein Silberkreuz mit einem Edelweiß in seinem Schnittpunkt - das Kreuz steht für die Verbindung mit Gott und untereinander, das Edelweiß für alles, was nicht so einfach im Leben ist. Vielen Menschen standen bei der Überreichung die Tränen in den Augen, es ist ihnen wichtig geworden. Auch die Taubblinden waren ihm ein Anliegen.

P. Wilfried hatte es nicht immer leicht, er war auch nicht immer einfach, aber er war herzensgut und offen und konnte neue Situationen, andere Meinungen, annehmen. Durch einen Unfall lag er lange mit einem gebrochenen Becken im Krankenhaus - sein Kommentar damals: "Das wird wieder, mir geht's gut, denk an die Menschen, die nichts sehen und hören können."

Probleme bekam er mit der künstlichen Hüfte, bei der Bakterien in den Körper kamen, er immer wieder Rückschläge zu verkraften hatte. Die letzten Jahre waren ein langer Leidensweg - er, der so mobil war, konnte nicht mehr unterwegs sein. Doch hat er unsere Wochen immer im Gebet und im Drandenken mitgetragen.

Unsere Freizeitwochen tragen weiterhin seinen Namen. Ich bitte Euch, machen wir in seinem Sinne weiter, bleiben wir eine große Familie, in der alles Platz hat: Lachen, Weinen, Fröhlichsein, auch einmal eine Unstimmigkeit, die es auszureden gilt.

Danke für Dich, Wilfried, danke für Euch alle!

Deinen Jodler in fast jeder Lebenslage werden wir sehr vermissen!!