In meinem Brief an Euch will ich zuerst über das Erfreuliche unserer Freizeiten berichten - allerdings mit einem Wermuthstropfen dabei; dann etwas, was mich zuversichtlich stimmt für die Zukunft unserer Freizeiten; als drittes, was mich in der Welt von heute staunen läst und unsere Mitverantwortung erfordert. Als Abschluß ein paar Worte noch über mich selber - wie's steht und sogar wieder geht - denn nun gehe ich wirklich schon wieder seit meinem Unfall am 7. Oktober.
1. Erfreulich waren in diesem Jahr wieder alle unsere Freizeiten und Euer Interesse daran. Seit dem Beginn 1971 sind es nun 78 Freizeiten geworden. Allerdings sind aus dem Beispiel von Erholung für Blinde allein in diesem Jahr 23 Angebote mit uns zusammen auch für Körperbehinderte und Gehörlose durchgeführt worden. Ein erfreuliches Weiterwachsen.Bei den Blindenfreizeiten waren wir über 250 Teilnehmer. Es ist immer ein größerer Teil von Neuen dabei. Erfrischende Freizeiten waren es wieder. Ich dachte mir immer, es sei die Zahl 20 bis 30 ideal, wo jeder zu jedem findet, was dann so richtig zündet. Doch auch in unseren Gruppen von 40 (Turrach) und 60 sogar (Ausserfern) war bester Gemeinschaftsgeist.
Der Wermuthstropfen. Ihr wißt es aus Eurer Erfahrung, daß nicht nur die frische Luft in den Bergeshöhen oder in Hollands weiten Landschaften uns aufleben lassen, sondern gerade die Gemeinschaft uns ansteckt zu neuem Aufatmen. Leider ist das ein paarmal in den vergangenen Jahren direkt unterdrückt worden, durch Bildung von Untergruppen, die einen anderen Geist hereinbringen und die anderen arg belasten. "Sie haben sich die ganze Zeit nur bedienen lassen und waren eher auf Sondertouren aus." So kam heuer die Klage vom Veranstalter und vielen Teilnehmern aus Holland. Vom Organisator bis zu den Helfern nehmen sie sich freiwillig und begeistert ihre Freizeit für uns und da begeben sich dann welche auf ausnützerische Wellenlänge. Das blockiert. Die Freude und Eigenart unserer Freizeiten ist es immer gewesen, daß einer für und mit den anderen selbstverständlich, uneigennützig da ist. Jeder an Deiner Seite will wie Du eine frohe Freizeit erleben - auch durch Dich. Wenn Du Dich nur selbst zum Ziel hast und nur Deinen Eigenweg suchst - dann ist unsere freimachende Freizeit im Miteinander dafür nicht geeignet. Auch wenn manche als ganz stille Kameraden dabei sind - aber man spürt ihr strahlendes Dabeisein sofort, wie sie beglückend mitmachen. Gell, liebe Kameraden, dieser Geist darf uns nicht verlorengehen - darüber müssen wir uns klar sein.2. Was mich für die Zukunft der Freizeiten zuversichtlich stimmt. Als ich hier regelrecht "zur Strecke" gebracht war (in meiner Beckenschwebe) und ich wußte, daß ich für die nächsten Vorhaben nicht zur Verfügung sein werde, ging's gleich los: Hansjörg übernahm als Bergführer das Wochenende im Wilden Kaiser; Maria R. übernimmt die Schiführung. "Und eine Köchin bring ich auch mit", sagt sie. Willi A. und Franz K. aus Wien sitzen bei mir auf ein paar Stunden. Der Franz spielt mit der Gitarre und Willi sagt: "Du, zwei Bergfreizeiten möchte ich im Sommer übernehmen." So kommen die Angebote zu mir. Hab richtige Freude mit Eurer spürbaren Mitverantwortung in allem Drum und Dran - und das ist nicht wenig. Auch Freizeitplätze sind so manche neue in Aussicht - Winter wie Sommer. Etwas Besonderes daraus: Als Ergänzung zu Holland eine Tandemfreizeit im Burgenland (Bernstein). Dort freilich in der Weinlesezeit. Vielleicht schon 1985? Was mir im Augenblick für die Freizeitbegleitungen als Sicherheit fehlt, sind genug geistliche Mitbrüder - die auch im Sommer Zeit finden dabeizusein. Vielleicht könnt auch Ihr welche ansprechen?!
3. Was mich immer neu staunen läst, ist die beglückende Erfahrung, die wir auch bei unseren Freizeiten mit Jugendlichen, ja mit Kindern machen. Frisch sind sie dabei, einsatzbereit und kommen immer wieder. Solche, die schon vor 12 Jahren dabei waren, bringen jetzt ihre Familien mit. Es ist mir in diesen Jahren die Tatsache bewußt geworden und bin zu der Überzeugung geführt worden, daß wir Kinder und Jugendliche durch echte Begegnungen auch mit Behinderten zu ihrem Menschsein herausfordern müssen.
Wie bieten wir Ihnen über ihre Familie hinaus dazu Gelegenheit? In der
Vorbereitung auf ihr Leben in Kindergarten und Schule, bei den Pfadfindern und
Jungschar, allen Jugendvereinigungen müßte dies gezielt auf das
Programm kommen. In echten Begegnungen und Beisammensein mit strahlenden Blinden
oder solchen im Rollstuhl udgl. (ja, so
strahlende gibt es - ich sage es mit Freude immer wieder!) vollzieht sich echte
Menschwerdung. Das gleiche Phänomen erlebe ich auch bei den ausgezeichneten
jungen Menschen als Schülerinnen und Schwestern am Krankenbett im harten
Einsatz.
In Oberösterreich haben wir den Weg mit Blinden und Körperbehinderten
zu Jugendgruppen und Schülern wohl schon öfters beschritten, aber
sicher nicht systematisch genug.
Ist Euch da etwas an gezielten Aktionen in anderen Ländern bekanntgeworden?
Ich sehe es als eine große, nicht übersehbare Verantwortung, die aus
dieser staunenswerten Erfahrung erwächst, daß wir da weitermachen und
unseren blinden Freunden diese ihre Aufgabe ermöglichen helfen - für
unsere Kinder und Jugendlichen und ihren Weg zur wahren
Menschenbildung.
Ich danke Euch, liebe Freunde, von Herzen für das bei mir sein in diesen
Stunden durch's Telefon, Post und Besuche. Ihr habt Euch da wahrhaft als
Freunde, Kameraden erwiesen. Schweiz, Deutschland wie ganz Österreich
stellten sich ein (zumindest mit dem Telefon). Von Holland und dem Westfalenland
(diese sogar mit dem Rucksack!) saßen sie hier bei mir. Meine Nachbarn
waren - glücklicherweise - jodelaufgeschlossen!!
Gipfelstunden waren für mich auch hellwache Zeiten in den Nächten - da
war ich tief bei Euch. Ein Geschenk, das mir eine liebe Kameradin vor einigen
Tagen sandte, möchte ich Euch weitergeben. Ihr findet es anschließend
an diesen Brief. Es ist, wie ich es empfinde, nicht nur in der Zeit der
Weihnacht nahegehend. Nehmt es in Euren Herzgrund hinein und blickt
auf.
In Treue
Euer
In einer kalten Winternacht
da ist die Sehnsucht aufgewacht
die Sehnsucht nach der Liebe.
Sie wächst in Armut, reift in Not
ist Hunger und ist täglich Brot
ist Bitternis und Segen.
In einer kalten Winternacht
wird uns ein Kind zur Welt gebracht
geboren aus der Liebe.
GALATER 6,2
O * O * O * O * O
... wer von Euch neu Plätze in den Bergen oder für Schi-, Wander- und Tandemfreizeiten entdeckt - bitte meldet es weiterhin. (In diesem Jahr sind gute Gebiete mir wieder vorgeschlagen worden.) Wir können immer Abwechslung brauchen.
... wer von Euch eine Freizeit verantwortlich führen kann, besonders im kommenden Jahr, weil ich doch dies kaum kann. Trau Dich - Du hast schon gute Vorbilder in unseren Reihen.
... wer von den Priester-Mitbrüdern dabeisein kann.
Ich bitte Dich darum, auch wenn's im Sommer schwierig sein wird, frei zu
erhalten.
Dankbar wünschen wir Euch, daß Ihr miteinander Hand mit Hand und Herz mit Herzen die Gipfel Eures Lebens erreicht in der Kraft seines Kreuzes, die wir beim Gipfelkreuz immer wieder gespürt haben. Begleitet, führt einander dorthin. Berg Heil!
... ob wir eigentlich nicht alle Hochzeiten bekanntgeben sollten in Hinkunft - denn so eine unendliche Liste wäre das auch wieder nicht! Auch andere ausserordentliche Ereignisse von unseren Treuen.... welche Fragen, Wünsche und Vorschläge usw. für unsere Freizeiten Ihr habt? Meldet sie mir - ich danke Euch dafür.
* * * * * * * * * *
Ohne es zu wissen predigen wir alleLewell
Ich danke Euch.
Ein herzliches Dankeschön für die Spenden, die für das letzte Bergheft eingegangen sind. 80% der Herstellungs- und Versandkosten konnten damit abgedeckt werden. DANKE!
Kein Wort
und keine Tat geht
verloren;
alles
bleibt und trägt
Frucht
Karl Hilty
Das wichtigste Stück des Reisegepäcks ist und bleibt ein fröhliches Herz. |
Wer seinem Paßbild ähnlich zu sehen beginnt, sollte schleunigst Urlaub machen. | |
Es lebt nur der, der lebend sich am Leben freut. |
Urlaub der große Sonntag des Jahres |
Streß ist die
moderne
Form des Selbstmords. |
Mische Tun mit Nichtstun und Du wirst nicht verrückt. |
Urlaub sollte sein: Erholung durch dosierte Aktivität. |