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zur Navigation Inhalt überspringen Ski-Langlauf in St. Martin / Tennengebirge, 5. bis 12. März 1994

Lutz Meichsner habe ich kennengelernt, als er noch zur Schule ging und sehen konnte. Meine Schwester wohnte im Nachbarhaus, und meine drei Neffen schwärmen heute noch von den gemeinsamen Spielen, die Lutz zum Teil selbst erfunden hat. Als er wegen seiner Augen zum Langlaufen übergegangen war, rief er oft an, wenn er zu Besuch in München war, ob ich mit zum Langlaufen käme. Die meisten Loipen, die ich laufe, habe ich erstmals durch ihn kennengelernt. Und so auch St. Martin.

Eine Woche Langlaufen: ein Wunschtraum, der sich mir vorher nie erfüllt hatte. Ich danke Dir, Lutz.

Als wir ankamen, lag dick Schnee, die Sonne schien, einige Frühaufsteher saßen schon beim Frühstück und einige Unentwegte sogar schon beim DW (dunkles Weißbier), und ich lernte nacheinander die ganze Familie Gappmair kennen: von den beiden Omas bis zur kleinen Anna. Es hatten sich diesmal so viele angemeldet, dass wir zum Teil auch in Nachbarhäusern übernachteten. Aber Zentrum war das Haus Gappmair mit seinen gemütlichen Räumen, der offenen Küche, dem guten Essen, das sich jeder individuell zusammenstellen durfte, und mit dem großen Vertrauen, das uns entgegengebracht wurde, obwohl doch immer mehr gegessen wurde als bestellt. Ganz herzlichen Dank für diese Großzügigkeit. Ich hoffe, Ihr seid nicht zu kurz gekommen.

Nun trafen die Teilnehmer nach und nach ein. Es war eine freudige Begrüßung, die meisten kannten sich von den Jahren vorher. In diese große Gemeinschaft hatte ich mich als Außenseiterin schnell hineingefunden, ehe ich mich versah, war ich drin.

Der Tag begann mit Andreas' Stretching und Tildes vorzüglichem und bekömmlichen Müsli. Nach lieben Eröffnungsworten von jeweils einem anderen Teilnehmer wurde gefrühstückt. Franz Huemer übernahm alle Verantwortung (hoffentlich noch oft!) für den Tagesablauf, wobei er sich vor allem nach dem Wetter richtete. Er teilte uns für die Woche in Skipärchen ein, und so gab es Rennläufer, Pfeif- oder Sängerpaare, lustige und viel leicht auch ernste Pärchen, Huckepackfahrer und ganz Vorsichtige. Ich kam mit Gertrud zusammen. Nach dem ersten Probelauf freuten wir uns beide, dass wir uns "bekommen" haben. Franz zeigte uns am nächsten Tag, wie wir zueinander besseren Skikontakt bekommen, wie ich Gertrud bergab und bei schwierigen Stellen am Stock unterhalb ihrer Hand führen und den richtigen Abstand halten kann. Diese Verbindung gab ihr obendrein ein sicheres Gefühl, sie konnte das Langlaufen mehr genießen, und ich kam mit wesentlich weniger Befehlen und Angaben von Uhrzeiten aus.
  Am vierten Tag war Nieselregen, gerade recht zum Ausruhen. Außerdem gibt's die Höllalm, zu der wir zu Fuß hinaufwanderten. In den letzten Tagen wurde der Himmel immer klarer, und wir unternahmen drei Tagesausflüge: ins idyllische Neubachtal, am rauschenden Bach entlang und ins Lammertal. Dabei genossen wir einen großartigen Blick aufs Tennengebirge, die Bischofsmütze oder das westliche Dachsteingebirge. Die größte Freude bereitete uns am Ende des Lammertals die Aualmloipe, die wir entsprechend oft auf- und abfuhren. Bei strahlender Sonne vor der Felsenkulisse kamen sie über das weite Schneefeld paarweise heruntergesegelt. Weit entfernt von mir sind sie kaum zu erkennen. Aber sie müssen zu uns gehören. Wer sonst kann den Berg in immer gleichem Abstand nebeneinander hinunterwedeln? Höchstens noch Abfahrt-Skikunstläufer. Auch der Abschiedsabend brachte viel Künstlerisches ans Licht. Wie ein Feuerwerk folgte ein Auftritt dem anderen: Danksagungen mit lieben und humorvollen Geschenken, Gedichte, ein Abschiedsgemälde von Cornelia und schauspielerisch wundervolle Sketches: der Engel Aloisius und der Herr Doktor mit Krankenschwester Andrea und vielen Patienten, die nun übel dran waren. Und immer wieder Musik. Innerhalb der Teilnehmergruppe befanden sich Mundharmonikas und Flöte, Gitarren und Hackbretter, Zither und Panflöte. Mit ganz zarter Musik begleiteten sie am Dienstag die Messe. Diesmal spielten sie zu Gesang und Tanz. Viel Besuch kam während der ganzen Woche: Patres, Ehemalige und Freunde. Freitag gesellte sich Evi mit ihrer Ziehharmonika dazu. So wurde bis tief in die Nacht getanzt. Herzlichen Dank den Schauspielern und Musikanten!

Die Woche endete mit einem Strauß Schneerosen, den viele von uns mit nach Hause trugen.

Dank und pfüat' Euch Gott

Angelika K. aus München (sehend)