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zur Navigation Inhalt überspringen Tandemfreizeit auf der Insel Texel in Holland - 1997

Tandemwoche Holland: Erwartet voll Freude, voll Spannung, auch mit gemischten Gefühlen.
Heuer waren wir auf der Insel Texel, auf die wir nur mit der Fähre gelangen konnten. Unsere Unterkunft war schlicht und einfach, unsere Gruppe mit 50 Personen sehr groß. Am späten Nachmittag des 22. August wählten wir einen Partner, bekamen ein Tandem zugeteilt, und diejenigen, die noch nie auf einem Tandem gesessen hatten, rüsteten sich zu einer Probefahrt. Das Tandemfahren erwies sich aber als weitaus weniger schwierig als so manche gedacht oder befürchtet hatten. Unser Weg führte uns durch die Dünen, und abends unternahmen wir noch einen Spaziergang zu den Seehunden von Ecomare, dem Zentrum von Nord- und Wattensee, wo kranke Seehunde gesund gepflegt und wieder ins Meer gelassen werden.
Wir waren bei jedem Wetter unterwegs. Unsere Fahrten führten uns zum Leuchtturm im Norden der Insel zu einem kleinen Flughafen, wo wir echte kleine Sportflieger betrachten bzw. betasten konnten und zu einer Windmühle an der Ostküste, deren Flügel manche von uns bestiegen. Wir schlenderten durch den größten Ort der Insel, saßen im Cafe, kauften ein oder bummelten einfach. Mehrere Male besuchten wir auch den Hafen Oudeschild, ein echtes, nettes, kleines Fischerdorf, in dem es schmackhafte Fischbrötchen gab.
Zu den größten Abenteuern zählte eine Schifffahrt ab Oudeschild, die zwei Stunden dauerte und bei der wir zusehen konnten, wie die Fischer ihre Netze auswarfen. Am Schluß gab es für jeden Teilnehmer einen kleinen Sack voll Garnelen zum Verzehr.
Interessant waren auch die Besuche von verschiedenen Museen: Einmal besuchten wir Ecomare, wo wir eine Menge über Seehunde und andere Tiere, die in diesen Gewässern leben, erfuhren. Wir durften sogar bei der Fütterung der Seehunde zuschauen. Im Marinemuseum von Den Helder war es uns möglich, ein Kriegsschiff und ein U-Boot der niederländischen Marine zu besichtigen. Im Strandräubermuseum erfuhren wir eine Menge über Strandräuber. Wir konnten dort auch sämtliche gestohlenen Sachen (Rettungsringe, Bücher, Besen, Schuhe ...) betrachten bzw. betasten.
Die Abende auf Texel waren immer lang, die Nächte dafür umso kürzer. Wir wurden mit holländischen Keksen, Tee oder Kaffee verwöhnt. Leider verging kein Tag, an dem wir nicht eine Panne hatten. Zum Glück standen uns unsere beiden Franzens bei jedem geplatzten Schlauch zur Seite. Damit uns in der Zwischenzeit nicht langweilig wurde, las uns Florian immer wieder interessante Dinge über Texel vor. Die letzte große Tandemfahrt führte uns rund um die Insel. Stundenlang kämpften wir uns auf der Ostseite gegen starken Gegenwind in Richtung Süden.
Den Ausklang der Tandemfreizeit bildete ein bunter Samstagabend, an dem wir gemütlich beisammen saßen und über die selbstgedichteten "Gstanzln" lachten, und ein großes Pfannkuchenessen am Sonntag mittag am Strand.
Dann kam der unvermeidliche Augenblick: der Abschied von Texel, der Abschied von einer großen Gruppe, von Freunden, die wir im Laufe dieser zehn Tage liebgewonnen hatten, der Abschied von der kalten Nordsee, in die so mancher von uns einen Sprung gewagt hatte, und das Ende einer wunderschönen Freizeitwoche, an der so viele nette Menschen teilgenommen hatten. Doch irgendwann werden wir uns alle wiedersehen, das haben wir einander versprochen.

Matthias, blind und Lukas, sehend