Schiwoche Langlauf St. Martin / Tennengebirge vom 06. bis 13. März 1993
Wir bringen nachträglich den Bericht über die Langlauffreizeit 1992, der uns im letzten Jahr verlorengegangen war und schließen dann gleich den Bericht 1993 an. Herr Robert Hampl hat beide Briefe geschickt. [Heft-Redaktion]Familie Gappmeier vom Waldheim in St. Martin ist schuld. Petra hat mich angeworben, da kann man nicht nein sagen - ich habe es nicht bereut.
Daß so eine 42 Leute zählende Gruppe aus verschiedenen Ländern, verschiedenen Alters, derbere Typen mit gutem Kern, sensible Leute mit einem etwas komplizierten Wesen, auch die verschiedensten Temperamente usw., daß die alle eine gute Gemeinschaft geben, konnte ich mir nicht gut vorstellen. Ein gutes Nervenkostüm, dachte ich, braucht man schon dazu.Am Samstag traf ich um ca. 11 Uhr im Waldheim ein. Fast 1 m Schnee lag auf den Wiesen. Die erste Begegnung mit Franz Weinbacher beim Essen gab mir schon etwas Mut. Ja und dann die sehr herzliche Begrüßung der nach und nach Ankommenden sagte etwas Ungewöhnliches aus. Daß Franz Huemer die Gruppe mit großem Sachverstand, Umsicht und viel Humor leitet, konnte man schon bei der Vorstellungsrunde erkennen. Franz erwähnte, daß der Sehende vom Blinden viel lernen könne. Ein kleines Erlebnis im Treppenhaus: Ein Sehender und ein Blinder gingen am Abend die Treppe hinunter. Plötzlich ging das automatisch geschaltete Licht aus. "Oh je", sagte der Sehende, "jetzt tappe ich im Dunkeln"! Der Blinde nahm ihn am Arm und meinte: "Keine Angst, ich helfe dir schon hinunter". Langlauf war durch das herrliche Wetter an der Tagesordnung. Erstaunt war ich über die enorme Leistungsfähigkeit der Blinden und Sehbehinderten. Der mir anvertraute Karl zog mich förmlich mit meinen rutschenden Skiern bergauf. Wir lernten viel voneinander auf den LL-Touren über die Oberstein-, Lerchen-, Göggl-Loipe ins Lammertal. Von der Aualmloipe zur Neubachloipe und zurück (ca. 30 km am Tag möglich). Gott sei Dank gab es keine ernstlichen Stürze. "Gletscher-Max" spielte trotz der beiden verstauchten Daumen abends wieder auf der Gitarre. Alle Achtung!
Am Tisch unter der Kuckucksuhr kamen nach dem Abendessen gleich fünf Musikanten zusammen! Erstaunt war ich sehr über das sichere, gute Gitarrespiel der Blinden Max, Christian und Hans. Kurzum - es ergab sich bald aus dem anfänglichen Gruppengewimmel eine gute, herzliche Atmosphäre. Hilfsbereitschaft auf beiden Seiten war großgeschrieben. Nach meinen zuerst persönlichen Schwierigkeiten, z.Bsp. schlechtes Namensgedächtnis, ergab sich bald ein sehr gutes Zusammenfinden.Und zur Wirtsfamilie Gappmeier: Da fällt mir gerade ein Spruch ein: "Man muß dem Leibe Gutes tun, damit die Seele Freude hat, darin zu wohnen". Frage an alle, die die leibliche Betreuung durch Fam. Gappmeier kennen (meine Familie kennt sie schon 24 Jahre): gibt es heutzutage noch irgendwo etwas Besseres, Freundlicheres, Aufmerksameres, Toleranteres, Natürlicheres?
Geistige und geistliche Nahrung bekamen wir von Pater Wilfried, der uns 2 Tage besucht hat. Fünf Minuten vor der Hl. Messe im Speisesaal herrschte noch ein lautes Gemurmel und Durcheinander. Ob das noch besinnlich werden kann? Aber mit den ersten Worten unseres Paters kam die wohltuende Stille, und es wurde für uns alle eine sehr schöne Andacht, dazu die guten Lesungen von Riki, Ingrid u.a.Hermann, der Skilehrer, betreute unsere Gruppe vorzüglich in sportlicher und technischer Hinsicht. Mit Franz am Übungshang (Pflugbogen lernen) endete am Freitag nachmittag das Wochenprogramm.
Eine vergleichbar schönere Abschlußfeier als unsere am Freitag abend - glaube ich - gibt es nicht sehr oft. Beiträge kamen aus den Reihen der Sehenden sowie Blinden. Besonders zu erwähnen ist die Dichtkunst der Agnes, das Gitarrespiel und der Gesang von Max und Christian, die Kinderlieder der kleinen Cornelia, begleitet vom Vater Hans, der lustige Auftritt von Franz Huemer, der feine, saubere Gesang und das Spiel der Geschwister Mauracher-Eder, Günthers langes Gedicht, der witzige Auftritt von Schorschi als Dame vom Fremdenverkehrsamt bei der Verleihung der Bronzemedaillen.Ich bedanke mich sehr herzlich bei allen, die zu dieser erlebnisreichen Woche beigetragen haben.
Robert Hampl (sehend), München
Schöner werden als 1992 kann es nicht - dachte ich - als ich das zweite Mal zur Langlaufwoche nach St. Martin anreiste. (Siehe vorhergehender Bericht.) Zur Langlaufwoche 1993 möchte ich gerne noch hinzufügen:
Es kamen viele Blinde, Sehbehinderte und Sehende vom Vorjahr wieder und da ergab sich sofort ein fröhliches Miteinander. Fast nicht zu steigern war die noch aufmerksamere und gute Bewirtung - daß die Familie Gappmeier so viele Sonderwünsche erfüllen konnte, ist mir sowieso ein Rätsel.Zum Schneebericht: Am Samstag (Anreisetag) und Sonntag schneite es einen halben Meter. Für die Ankommenden mit PKW mußten Parkplätze ausgeschaufelt werden. Die Schlittenfahrt vom Halmgut war trotz der Schneemenge lustig. In der darauffolgenden Woche versteckte sich kaum die Sonne hinter einer kleinen Wolke. Die Loipen waren täglich gut präpariert, sodaß wir die Tage voll mit Langlaufen ausnützen konnten. Kurzum, es war ein Traumwetter!
Die Abschlußfeier war wieder eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr. Das "Blumenbeet" und andere schöne Lieder wurden von Bernadette und Elisabeth Eder vorgetragen. Lustige Auftritte gab es viele und besonders zu erwähnen "die Polizei" von St. Martin mit der Strafzettelverteilung (gespielt vom Wirt des Hauses).Ich bedanke mich auch heuer sehr herzlich bei allen, die zu dieser erlebnisreichen Woche beigetragen haben.