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zur Navigation Inhalt überspringen Schilanglaufwoche St. Martin - 2004

Natürlich habe ich mich prächtig erholt. Was ist so ein kleiner körperlicher Schaden schon gegen die große Portion geistige Gesundheit, die mir mit unseren Blinden immer wieder zuteil wird. Der "Tischturnschaden" war nach einem 16-Stundenschlaf von Samstag auf Sonntag behoben. Das "Hermitom" werde ich vielleich noch eine Woche spüren, aber von der seelischen Brotzeit werde ich spielend bis Christi Himmelfahrt zehren.
Der Seppl ist dann immer noch ein Leben lang blind.
Ich habe seit fast 15 Jahren ein schlechtes Gewissen, weil Leute sich immer wieder bei mir bedanken. Ich bin der Meinung, dass ich immer viel mehr bekomme als ich gebe.
Ich bin ein Gaukler, der die Leute kurz zum Lachen bringt und ohne große eigene Mühe dafür sorgt, dass sie ein paar Meter weiter kommen auf einem evtl. steinigen, diesmal verschneiten Weg.
Die halten mir dafür den Psychiater vom Hals, richten meine Welt immer wieder gerade, zeigen mir, dass meine kleinen Probleme zwar lästig, aber im Prinzip lächerlich sind und beschämen mich mit ihrer Stärke und ihrem Durchhaltevermögen - da kommt mein Stolz wieder durch, selber ohne Klage durchs Leben zu beißen.
Die Blinden haben mir Sehendem dazu noch beigebracht, wirklich zu sehen - nicht nur die landschaftlichen Reize der Wanderstrecke oder Loipe, sondern auch, dass andere Menschen oft andere Bedürfnisse haben. Dass man auf seinen Mitmenschen einsteigen muss, wenn man ihm was mitteilen will.
Insofern haben sie mir sogar ein Konzept in die Hand gegeben, wie ich in meinem Job als Unternehmensberater erfolgreich sein kann - um jemandem etwas zu erklären, muss ich mich in ihn hineindenken, seine "Sicht" der Dinge abschätzen können, mich auf ihn einstellen. Es ist unnütz, selber zu wissen, wie der Weg aussieht, solange ich mich nicht richtig mitteilen kann.
Ich gebe zu, am Anfang habe ich gedacht, ich mache da etwas Gutes für die Menschheit. Inzwischen weiß ich, ich mache das schon aus reinem Egoismus immer wieder mit.
Markus F., Föhn-x geheißen, sehend, wenn auch frühmorgens manchmal nicht so besonders gut