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zur Navigation Inhalt überspringen Berg-Wanderfreizeit Südtirol / Innichen
29. Juni bis 7. Juli 1985

Mit 34 Freunden trafen wir uns am 29. Juni, um in der vom Herrgott geschaffenen wunderbaren Bergwelt der Sextener Dolomiten eine achttägige Freizeit zu verbringen. Vier Bergkameraden waren aus Deutschland gekommen. Ich, der zum ersten Male dabei sein durfte, war von der liebevollen, herzlichen, hilfsbereiten und kameradschaftlichen Gemeinschaft so begeistert, daß ich in diesem Bericht bei der technisch-organisatorischen Leitung nur noch von "unserem" Rudi (Rudolf Pessl), "unserem" Franzl (Franz Huemer) und bei der geistlichen Betreuung von "unserem" Wilfried (P. Wilfried) etc. sprechen werde.

Die herzliche Umarmung zur Begrüßung bei der Ankunft vor dem Haus von Marianne und Toni Brugger empfand ich direkt "liebevoll". Ich möchte hierzu bemerken, daß ich aus einem z.T. vom Materialismus und Egoismus geprägten ungastlichen Westdeutschland gekommen war, wo oft zur Begrüßung nur ein kalter Händedruck üblich ist. Kurz gesagt, ich fühlte mich vom ersten Augenblick an in der Gemeinschaft wohl.

Vor dem ersten Abendbrot - noch vor der persönlich / akustischen Vorstellung - konnte ich feststellen, daß mehr fleißige Hände als notwendig vorhanden waren. Bei der Vorstellung hatten wir dann Gelegenheit, uns Namen und Stimmen der jeweiligen Kameraden einzuprägen. Wilfried konnte an dieser Vorstellung nicht teilnehmen, er feierte an diesem Tag sein 25-jähriges Priesterjubiläum. Mali, Hermann und Michaela Schreiberhuber und Sr. Elisabeth hatten auch an dieser Feier teilgenommen. Alle fünf trafen am Sonntag bei uns ein und holten die Begrüßung und Vorstellung nach.

Rudi und Franzl als erfahrene Kenner der Berge hatten ein umfangreiches, in drei Schwierigkeitsgrade aufgeteiltes, Programm zum Wandern oder Bergsteigen erstellt.

Bevor wir zu unseren Bergtouren aufbrachen, baten wir in einer Andacht - Gebet und Lied - unseren Herrgott um seinen Segen zum Gelingen der Gipfelbesteigung.

Am Anfang unserer Aktivitäten stand das üben im Klettergarten. Hier lernten wir von Rudi, Franzl und den Helfern die Griff- und Trittechnik und den Umgang mit Karabinerhaken und Seilen. Um es vorweg zu sagen, wenn etwas schön war, durfte es ruhig schwer sein. Und schön war es eigentlich immer, wenn wir uns auch mehr als einmal geschunden haben. War schon das Umhängen des Karabinerhakens am gesicherten Seil ein Erfolgserlebnis, so überkam uns ein unbändiges Glücksgefühl beim Erreichen des Gipfels. Wir konnten nicht anders, wir mußten unserer Freude mit einem Lobgesang auf den Herrn Luft verschaffen. Bevor ich mit meiner Schilderung fortfahre, muß ich allen sehenden Helfern für ihren nimmermüden Eifer, uns die Schönheiten der Bergwelt mit der wunderbaren Flora zu schildern, ein besonders Lob aussprechen. Tiefgebeugt haben wir die Formen der einzelnen Blüten ertastet und den Duft der Blumen aufgenommen.

Dank der guten Vorbereitung durch unsere sehenden Helfer haben wir uns beim Durchqueren von Schneefeldern, beim Überwinden schwierigster Passagen mit z.T. überhängenden Wänden nie unsicher gefühlt.

Im Einzelnen haben wir das Haunoldköpfl, den Tubinger Knoten und den Helm bezwungen; ausserdem sind wir bis weit oben in die Rote Wand (bis ca. 2700 m) eingestiegen.

Um noch einmal auf das unbändige Glücksgefühl und die Freude nach einer Gipfelbesteigung zurückzukommen, möchte ich hinzufügen, daß Wilfried, Gerti und ich nach einer Schneeballschlacht ein Kopfstand im Schnee machten.

Zu erwähnen ist noch, daß "unsere" Christl die musikalische Leitung übernommen hatte. Ihr Gitarrenspiel und Gesang bezauberten und verzauberten uns. Bei einem Besuch bei der Bergbauernfamilie Tschurtschenthaler in Vierschach, wo wir liebevoll aufgenommen und bewirtet wurden, bot uns Christl ein Gesangsstück dar, welches so schön war und mich so bewegte, daß mir die Tränen in den Augen standen.

Aus Anlaß des erwähnten Priesterjubiläums von Wilfried feierten wir hoch oben in den Bergen in der Silvesterkapelle eine ach so schöne Messe. Ich werde noch lange von diesem für mich eindrucksvollen Erlebnis zehren können.
Die Messe zum Abschluß unserer Freizeit in unserem Hause war nicht minder schön.

Ein geselliges Beisammensein am letzten Abend mit Gesangseinlagen und anderen Vorträgen schloß die Freizeit ab.

Ich wünsch mir sehr,
daß von dem Vielen,
das man uns gab,
auch was geblieben,
und das ein jeder ziehet froh nach Haus.
Ach Gott, wie schad',
daß diese Freizeit ist nun aus.

Günter Meier, BRD (blind)

Leitung: Ing. Rudi Pessl
Toni Brugger
Geistliche Begleitung: P. Wilfried Lutz