Wander-Yogafreizeit Stift Zwettl/Niederösterreich - 30. 8. bis 5. 9. 1986
Wandern, Yoga, Vollwertkost - unter diesem Slogan veranstaltete Heinz Kellner im Rahmen der "Blindenfreizeiten" des Blindenapostolates heuer vom 30. August bis 5. September eine Wander- bzw. Yogawoche im Stift Zwettl.Es war das erste Mal, daß ich an einer größeren Veranstaltung des Blindenapostolates teilnahm. Es sollte sich allerdings herausstellen, daß ich gut daran getan hatte, mich anzumelden.
Verschiedene Aktivitäten standen in dieser Freizeitwoche auf dem Programm:Wir wanderten sehr viel und lernten dabei das Waldviertel und seine Sehenswürdigkeiten kennen.
Die Yogaübungen, die wir unter Anleitung von Rosina Schwingenschlögl jeden Morgen machten, stärkten auch unsere Kondition bedeutend und ließen uns das Wandern als wahren Genuß erscheinen. Abgesehen davon begeisterte mich die zu jeder Mahlzeit von der Stiftsküche produzierte Vollwertkost. Zum Frühstück gab es Kräutertee, Müsli, Obst, Butter und Brot. Das Mittag- und Abendessen bestand zumeist aus einer warmen Mahlzeit (z.Bsp. Käsesuppe, Gemüseauflauf, verschiedene Salate, usw.). Gesüßt wurde prinzipiell mit Honig.
Die von Herbert Schwingenschlögl organisierten Wanderungen machten mir viel Spaß. Wir waren eine bunt zusammengewürfelte Partie: Blinde, Sehende, jung und alt aus verschiedensten Gegenden Österreichs. Ein Teilnehmer (der Seppl) kam sogar aus Ludwigsburg, BRD, angereist, um dabeisein zu können.Auf dem Programm dieser Woche stand auch der Besuch zweier Künstler (Herr Engelmeier in Schweiggers und Dechant Eiter in Traunstein). Beide beschäftigen sich mit Bildhauerei, Schnitzerei und anderer künstlerischer Materialbearbeitungen, wobei sich Eiter eher biblischer Darstellungen widmet, während Engelmeier eigentlich jede Art von Kunstwerken schafft. Wir durften die Kunstwerke betasten und waren von der Arbeit beider Künstler ausserordentlich beeindruckt.
Einer der Höhepunkte dieser Zwettl-Woche war für mich auch ein Konzert des Gewandhauschores Kyoto aus Japan in der Stiftskirche. Es paßte, obwohl nicht offiziell eingeplant, wunderbar in den Gesamtrahmen dieser Veranstaltung.Heinz Kellner vereinbarte zu unser aller Überraschung ein Treffen unserer Gruppe mit der Zwettler Pfarrjungend, die uns durch ihre Stadt führte und Sehenswürdigkeiten zeigte. Bei der anschließenden Jause, zu der uns die Jugendlichen einluden, erfuhren wir Wissenwertes über die Probleme der Zwettler Region und ich glaube, daß sich die Pfarrjugend auch von uns ein hoffentlich gutes Bild machen konnten. Wie im Flug verging die Zeit. Abends saßen wir oft beisammen, sangen miteinander, meditierten oder, was auch vorkam, unterhielten uns köstlich in der Stiftstaverne.
Die Woche fand ihren Abschluß in einer Stiftsführung, an der ich mit großem Interesse teilnahm.Dem Personal des Stiftes Zwettl, das für eine hervorragende Unterbringung und eine ausgezeichnete Verköstigung Sorge trug, aber auch Heinz Kellner, sowie Rosina und Herbert Schwingenschlögl ist besonders zu danken, die uns diese wunderschönen Tage erst möglich gemacht haben!
Josef Knall, Wien (blind)