Briefe, Gedichte und Sprüche 1995
Liebe Freunde unserer Blindenfreizeiten!
Viel Erfreuendes, Erfrischendes, Befreiendes ist mir wieder aus allen Freizeiten in diesem Jahr berichtet worden. Ich selbst durfte es erfahren und miterleben bei der Bergfreizeit in Stans, bei unserer Familienfreizeit im Böhmerwald und dort auch am Hochficht im Winter. Was in den Berichten in diesem Heft aufklingt, ist so erfreuend, ist so begeistert geschrieben, daß ich es in meinem Brief eigentlich gar nicht mehr zu tun brauche, was Ihr aus Euren Herzen uns da von Eurem Erlebten mit uns schenkt. Ich danke Euch dafür!Drei Gedanken kommen mir für meinen Brief: Der tiefere Inhalt unserer sogenannten "Freizeiten", der Abschied von unserer Josefine Troyer und unser Jubiläumsjahr 1996. Wie viele haben heut bei uns viel freie Zeit zur Verfügung in der Woche, im Jahr - vielmehr als das früher bei einfachen Menschen der Fall war. In unserer Wohlstandsgesellschaft alles wieder mehr mit Lebensqualität zu erfüllen ist eine notwendige, neue Aufgabe geworden. Dazu gehört auch unsere freie Zeit mit - daß sie für uns befreiend, ja wertvoll wird. Ich glaube wir haben immer hingeführt zu einer gesunden Lebensweise für uns persönlich in erfischender Natur und im menschlichen Miteinander. Gesundgebliebene Naturlandschaften und Menschenlandschaften haben wir erschlossen und sie erschließen sich auf unseren befreienden Wegen miteinander.
Bei uns gelten keine Weltanschauungsgrenzen, keine religiösen, konfessionellen Begrenzungen, keine Altersunterschiede - es ist bei uns Familiengeist maßgebend. Der 82jährige-junggebliebene Hans - Vater von Peter (blind) - fährt seit vielen Jahren begeistert und erstaunlich, jede Tandemtour in Holland mit! Aufgeschlossene Jungend ist dabei, wie ein Aufatmen, daß es diese unsere verheißungsvolle Zukunft mitten unter uns gibt, wenn sie von uns echt menschliche Aufgaben erhalten. Ob die Teilnehmer schon 25 Jahre, 20 Jahre oder das erstemal dabei sind: Es befreit einer den anderen zu seinem Besten, jeder mit seinem Beitrag. Dabei gibt es eine selbstverständliche, ganz menschliche Gleichberechtigung!Die Vielfalt unserer Angebote ist aus den Bergfreizeiten und auch immer mehr nach den Wünschen der Teilnehmer erwachsen. Das ergibt auch gesunde Freizeitkultur! - Es spiegelt sich wieder ganz erfreulich in den Angeboten 1996!
Ich glaube, wir können auf diesen Spuren bleiben für weitbringende Gestaltung unserer freien Zeit als erfrischende Quelle für unsere Erholung. Und wenn wir dabei Freunde erhalten, für unser Leben mit ihnen - dann ist unser Echo darauf so, wie Du liebe Josefine uns dies in Deinem Abschiedswort ausgesprochen hast. (seht die letzte Seite!) Du hast Deine Büropflicht nicht nur erfüllt - sondern Dich ganz für uns eingebracht - und darum hast Du auch Blinde und Sehende als Freunde erhalten. Das ist wohl der beste und bleibendste Dank von uns für Dich!Bei unserem Treffen in Puchberg haben wir gesagt, es soll unser 25-jähriges Jubiläum der Blindenfreizeiten damit beginnen und beim Zusammensein in St. Martin der Feierabschluß sein. Ich lade ein, daß unsere Freizeiten 1996 unter diesem Aspekt stehen und wir ebenso unsere Lionsfreunde von Reutte geistig dabei haben, die 20 Jahre über 30 Angebote uns geschenkt haben, besonders durch Dich, lieber Reinhold Wolf!
Seit 20 Jahren haben uns auch unsere "Edelweiß Schwestern" in der Wildschönau viele Wochenenden aufgenommen - vielleicht frischen wir dies auf.Ich lade ein, daß Du für uns aussprichst, was die Blindenfreizeiten für Dich bedeuten - was sie für Dich geworden sind. Ob Du es sagst, bei der Freizeit im kommenden Jahr, oder uns es vielleicht sogar schreibst - es ist ein Geschenk für uns und wir könnten dies auch als wegweisend im nächsten Freizeitheft allen bieten
In der Freude über Euch,liebe Freunde grüße ich Euch dankbar Euer P. Wilfried
Worte zum Leitthema
Freundschaft - Liebe - Beziehung
Wenn
man jemanden liebt, so liebt man ihn nicht die ganze Zeit,
nicht Stunde um Stunde
auf die ganz gleiche Weise. Und doch ist es genau das,
was die meisten von uns fordern.
Wir haben so wenig Vertrauen in die Gezeiten des Lebens,
der Liebe, der Beziehungen.
Wir jubeln der steigenden Flut entgegen und wehren
uns erschrocken gegen die Ebbe.
Wir haben Angst, sie würde nie zurückkehren.
Wir verlangen Beständigkeit, Haltbarkeit und Fortdauer;
und die einzig mögliche Fortdauer des Lebens
wie der Liebe liegt im Wachstum,
im täglichen Auf und Ab - in der Freiheit; einer Freiheit
im Sinne
von Tänzern, die sich kaum berühren
und doch Partner in der gleichen
Bewegung sind.
(Anne Morrow Lindbergh)
Die Gedanken zu Freundschaft-Liebe-Beziehung wurden aus den Büchern "Was bleibt, stiften die Liebenden" (Jörg Zink, © Verlag am Eschbach der Schwabenverlag AG, Eschbach / Markgräflerland, . Auflage ) und "Muscheln in meiner Hand" (Anne Morrow Lindbergh, Pieper) entnommen.
Der wichtigste Ort
ist immer der,
an dem Du Dich gerade befindest.
Die wichtigste Tat
ist immer die,
die Du im Augenblick zu tun vorhast.
Der wichtigste Mensch
ist immer der,
welcher Dir gerade gegenübersteht
und Dich braucht.
Mit einem Freund an der Hand ist kein Weg zu lang.
Lieben, wirklich lieben - heißt wissen, was dem anderen wehtut.
Das Maß des Liebens ist, ohne Maß zu lieben.
Hat der Mensch die Liebe, oder hat vielmehr die Liebe den Menschen?
Lieben heißt einwilligen, miteinander alt zu werden.
Sommerbeginn in Innichen
Wo zwei oder drei in Deinem Namen -Blinde führend auf Berge gehen,
Hände haltend am Gipfel stehen
wo zwei oder drei in Deinem Namen -
Gebete singen, Sterne schauen,
Freude bringen, Schneemann bauen,
wo zwei oder drei in Deinem Namen -
Sprüche lesen, Saiten schlagen,
Tücher reichen, wenn Tränen plagen,
sich ehrlich freuen am guten Essen,
von Herzen lachen, den Frust vergessen
da bist DU mitten unter ihnen.
's Eisgleggl (Soldanella)
's Eisgleggl läutetwenn mir hein kemen
's Eisgleggl läutet
wenn mir anond bei der Hand hein nehmen
Wer 's Eisgleggl heart
mueß in Harz drei sechn
wer 's Eisgleggl heart
kann die Augn zuernachn
kann decht nouh lachn
und laßt des gschechn
wenn mir weitergiahn
's Eisgleggl läutet
lassn los inse Hand
denkn ananond
's Eisgleggl läutet
wenn mir ins verstiahn.
Annmarie Regensburger (sehend)
Begleiter bei einer Blindenfreizeit sein bedeutet für mich:
- Gemeinschaft erleben.
- Nähe geben und bekommen
- Gemeinsam singen, lachen und beten
- Erleben wie aus Fremden Freunde werden
- Viel geben, aber noch mehr zurückbekommen
Jede lebendige Beziehung
ist einem Verwandlungsprozeß
und einem Erweiterungsprozeß unterworfen
und muß sich immer neue Formen schaffen.
Aber es gibt keine einmalige,
feste Form die eine solche wechselnde Beziehung
ausdrücken kann.
Es gibt vielleicht verschiedene Ausdrucksformen
für jeden Zustand.
Liebe Freizeitfreunde!
Vom Träumen über die Hoffnung sind wir zum Thema Freundschaft
gekommen. Freundschaft ist ebenso wichtig wie Hoffnung auf dem Weg zum
Ziel.
Wege haben Kreuzungen, die uns veranlassen, unsere Position von Zeit zu Zeit
zu überprüfen. Unser Lebensweg hat "Einschnitte", die uns
ebenso nötigen, Kursabänderungen vorzunehmen, Veränderungen zu
akzeptieren. Für mich sind sie auch immer Veranlassung,
zurückzuschauen, wer sind die Menschen, die das Stück Weg, das hinter
mir liegt, mit mir gegangen sind?
In den 5 ½ Jahren, die ich für die Organisation der
Blindenfreizeiten zuständig war, habe ich viel freundschaftliche Zuwendung
erlebt. Persönlich, brieflich, manche aber auch nur telefonisch. Beim
Adressieren der Kuverts für dieses Heft, wußte ich bereits von
meiner beruflichen Veränderung und ich habe etwas wehmütig Pickerl um
Pickerl auf die Kuverte geklebt und es waren nicht bloß
"Adressen". Sehr viele kenne ich bereits persönlich und mit
vielen verbindet mich eine schöne Freundschaft. Ich danke für alle
Begegnungen und bin mir sicher, daß ich ab und zu auftauchen werde beim
Freizeittreffen, um Euch wiederzusehen.
Josefine Troyer | Linz, 21.11.1995 |
Liebe schenken
Liebe schenken zu können, ist ein Zeichen innerer Richtigkeit.Wer Liebe schenken kann, ist nicht arm. Er ist reich. So reich, daß er von seinem Überfluß verschenken kann. Liebe schenken bereichert nicht nur den Beschenkten sondern macht gesund und heilt auch den Schenkenden. Es macht ihn selig. Es ist die Grundlage wahren Glückes. Geben ist seliger als Nehmen, sagt die Bibel. Das ist das Geheimnis des Glückes: Die Freude in der Freude des anderen Finden!
Mit diesen Gedanken über die Liebe, wünschen wir Euch ein gutes neues Jahr und hoffen, daß uns die Liebe weiter aufbaut und bereichert.
Die Verantwortlichen der Blindenfreizeit