Tandemwoche Donauradweg von Passau nach Wien - 2011
Eine bewegte Woche
Erstmals nahmen wir als Sehende an einer Tandemwoche der Blindenfreizeiten teil. In Passau wurde uns beim Start in der Fußgängerzone vollste Aufmerksamkeit abverlangt. Nach einer ersten kurzen Etappe bis Obernzell radelten wir täglich bis zu 90 Kilometer bis zu unserem Endziel in Wien. Da die für uns vorgesehene Testfahrt wegen terminlicher Unvereinbarkeit ins Wasser fiel, mussten sich die Sehbehinderten auf unsere Unerfahrenheit einlassen. Um andere Verkehrsteilnehmer, vor allem Fußgänger, auf uns aufmerksam zu machen, war sehr häufig die Benützung der Fahrradglocke, welche wir beim Einzelrad so gut wie gar nicht nützen, notwendig. Diese zu betätigen und dabei das Gleichgewicht zu halten war zu Beginn die erste unvorhergesehene Anforderung an uns. Überwältigt hat uns die Leistungsfähigkeit der Sehbehinderten, welche uns nicht nur auf den gut gesicherten Radwegen mit ihrer hervorragenden Kondition herausforderten. So waren wir sehr tief beeindruckt von den Berichten, wie Sehbehinderte ihr Leben meistern, ja wie sie oft uns Sehenden weit voraus sind. Dies erlebten wir anschaulich, als es darum ging, sich in einer Stadt wie Wien zu orientieren und wir wahrnahmen, wie sich Romana anbot, einen Sehenden zur richtigen Einstiegstelle der U-Bahn zu begleiten. Wir waren erstaunt über die großartige Organisation und die Möglichkeiten, die geboten wurden, um den Sehbehinderten manches auf ihre Weise "sichtbar" zu machen. Herausragend erfahrbar war dies in Aschach an der Donau, wo man akustisch geführt die Reliefs der beschriebenen Bürgerhäuser ertasten konnte. Wir lernten eine Welt kennen, die uns so bisher nicht zugänglich war und wir sahen, wie wenig manche Sehende, die nicht um die Sehbehinderung wussten, damit umgehen konnten. Für uns war es eine unvergessliche und berührende Woche.