Wandern, Musizieren und Schwimmen am Weißensee / Kärnten - 2013
Als Sehende zum ersten Mal bei einer Blindenfreizeit ...
Letzten Sommer fragte mich Hedi W., ob ich nicht einmal zum Weißensee mitfahren möchte.
Wandern, Singen und Schwimmen in netter Gemeinschaft und schöner Gegend, das klang für mich sehr verlockend. Und meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht.
Das Schwimmen ist - wetterbedingt - etwas zu kurz gekommen, aber die kühle Witterung war optimal für die Wanderungen, die bis auf den verregneten Montag täglich in zwei Schwierigkeitsstufen auf dem Programm standen. Für mich war es neu, Blinde zu "führen", aber die Betroffenen hatten Geduld mit mir, und Gott sei Dank ging alles gut. Ich habe mich in der Gruppe gleich sehr wohl und akzeptiert gefühlt, wofür ich allen sehr dankbar bin.
Es war für mich faszinierend zu sehen, wie spontan die Wandergruppen gebildet wurden, dass sich Sehbehinderte und Sehende die Waage hielten. Eva und Herbert, die die Woche leiteten, taten dies umsichtig und unaufdringlich und unterstützen so die Grundstimmung dieser Woche.
Das hat mich nämlich am meisten beeindruckt: dass Menschen ein so schweres Schicksal wie fortschreitende oder plötzliche Erblindung akzeptieren und dabei noch Lebensfreude ausstrahlen können. Das hat sich besonders beim abendlichen Singen und Musizieren gezeigt. Unsere Wirtin Ilse und ihr Sohn Christian haben sich fallweise auch daran beteiligt.
Im Nagglerhof waren wir nicht nur bestens untergebracht, wir wurden mit echter Herzlichkeit umsorgt und kulinarisch verwöhnt.
Als besonderes Highlight zeigte uns unsere Wirtin die bibliographischen Kostbarkeiten des Hauses: eine in Leder gebundene Bibel aus dem Jahr 1770 und noch ältere Erbauungsbücher, die in der Zeit der Gegenreformation nur im Geheimen verwendet werden konnten.
Besonders hervorheben möchte ich noch das Engagement von Traudl, die die wenigen Nichtwanderer in ihrem PKW zu schönen Plätzen geführt hat. So haben wirklich alle Schönes erleben können.
Die artenreiche Flora des Weißenseegebietes hat mich richtiggehend entzückt, und durch Herbert habe ich sogar noch mir bis dahin unbekannte Blumen kennengelernt.
Alles in allem war es für mich eine interessante Woche mit vielen bereichernden Begegnungen.
Elisabeth S., sehend