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zur Navigation Inhalt überspringen Wandern im Fichtelgebirge zwischen Ochsenkopf und Schneeberg - Die Steinerne Ecke Nordbayerns vom 02. bis 09. Juni 2017

Durch den Regenbogen

"Einen Regenbogen siehst Du nur, wenn Du den Regen in Kauf nimmst", das war das Motto der diesjährigen Wanderwoche in Bischofsgrün im Fichtelgebirge.

Waltraud und Horst Zinnert und ihre vielen Helfer bereiteten in gewohnt sorgfältiger Weise eine Woche voller Regenbogen vor. Nicht nur, dass das Wetter nach gelegentlichen Wasserergüssen eine Menge Licht und Sonnenschein hervorbrachte, auch die Wege führten in spritziger Abwechslung mal über Stock und Stein, dann wieder auf breiten Forstwegen, wie es jeder konnte oder wollte. Auch die Einkehrmöglichkeiten lagen immer genau an der richtigen Stelle, sei es, dass jemand eine Pause brauchte, dass die Sonne heiß vom Himmel herunterbrannte, oder eben wegen einer kleinen Wolke, die genau hier ihre Last abwerfen wollte.

Schon der Abend bei der Ankunft zeigte, dass wir eine schöne, freundliche Truppe mit lauter netten Menschen sind und deshalb herrschte vom ersten Moment an eine gelassene und frohe Stimmung. Jeder bezog sein Zimmer, wie er es brauchte, der eine mit Fernseher, die andere zum Flöte spielen, wieder andere mit ihrem kleinen feinen und sehr gut erzogenen vierbeinigen Begleiter. Zu Horst und Waltraud gehört natürlich Cowboy, der es verstand, zwischen blinden Menschen herumzuliegen wie ein Stück Holz, wenn er gerade nicht arbeitete.

Unsere erste Tour führte zur Egerquelle nach Kornbach und zurück über den Wetzstein, sozusagen zum Einlaufen schlappe 16 bis 18 Kilometer. Die nächste Tour gestaltete sich wesentlich komplizierter. Wetterbedingt gab es zwei Gruppen, die einen wollten trotz Regen wie geplant laufen, die anderen wollten lieber schneller ans Ziel kommen - das war übrigens öfters ein Trugschluss, nicht immer führte der breite, bequeme und kürzere Wege auch schneller zum Wirtshaus! Aber jedesmal schafften wir es, am Ende wieder zusammen zu sein! Doch nur zwei sollten in dieser Freizeit tatsächlich auf den Ochsenkopf kommen, nämlich die, die mit der Bahn hoch- und wieder herunterfuhren. Für die fleißigen Fußwanderer war es am Ende von unten oder von oben zu nass. Um Gerechtigkeit walten zu lassen, wurden diejenigen, die von Fleckl mit dem Bus heimfuhren, auf dem Weg von der Bushaltestelle zum Hotel nochmals so richtig reingewaschen!

Eine schöne Tour war auch der Weg zum Seehaus, die einen über den Schneeberg und Nusshardt, die anderen auf Forstwegen fast eben bis zum Aufstieg. Dort erlebten wir sehr intensiv die Geräusche des Waldes, singende und zwitschernde Vögel, summende Hummeln, das Rauschen der Bäume, Quellen, die aus dem Berg sprudeln, und fanden allerhand Pflanzen, die interessante Blattformen hatten oder einen intensiven Duft verströmten.

Das malerisch gelegene Waldgasthaus Schweinsbach erreichten wir auf Wegen, die wie eine liegende Acht vor uns lagen. Erst auf dem Jean-Paul-Weg, dann auf dem Glaswanderweg kurvten wir durch die Gegend, bis auch die "Bequemen" zu den "Steiglern" dazustießen.

Ein weiteres Schmankerl war der Ausflug nach Brandholz. Erst ein bergwerksgeschichtlicher Spaziergang mit Anleitung, der sich am Ende als Hochgebirgstour entpuppte, dann die Bergwerksbesichtigung "auf der Suche nach Gold" und/oder das Ausruhen in der Sonne bei Kaffee und Kuchen.

Am Mittwochabend feierten wir - in der Gaststätte, zusammen mit Bewohnern von Bischofsgrün - unsere Freizeit mit einer Andacht und dem Dank, dass uns diese herrliche Woche geschenkt war - voller bunter Regenbogen!

Monika M., sehend


"Möge der Himmel deinen Weg mit Sonnenschein begleiten."

Dieser irische Segenswunsch stand über der Einladung der diesjährigen Blinden-Wanderfreizeit von Pater Lutz in Bischofsgrün im Fichtelgebirge vom 02. bis 09. Juni 2017. Ganz erfüllte sich dieser Wunsch nicht, denn an drei Tagen überraschten uns immer wieder Regenschauer. Das tat jedoch der Stimmung keinen Abbruch, denn in den Herzen der neun blinden Wanderer und deren Begleiter schien die Sonne strahlendhell. Voller Heiterkeit und frohen Mutes zogen wir durch Wald und Flur und freuten uns über die herrliche frische Luft in der Natur, eine Erquickung für Leib und Seele.

Eine besonders erlebnisreiche Zeit liegt hinter uns, von der wir lange zehren können. Toll, die Landschaft des Fichtelgebirges. Für alle eine bleibende Erinnerung. Ja, wie wunderbar hat unser Schöpfer auch diese Landschaft in ihrer Schönheit geschaffen! Wir wanderten durchs Weißmaintal, zur Egerquelle und zum Wetzenstein. Natürlich fehlten auch nicht die recht anspruchsvollen Touren zu den höchsten Erhebungen des Fichtelgebirges wie zum Ochsenkopf und zum Schneeberg.

Einer der Höhepunkte war am letzten Tag der Besuch einer Goldmine in der Nähe der Stadt Goldkronach. Mit dem Steiger Heinz ging es 80 m unter die Erde, und mit Erschütterung erfuhren wir, unter welch schwierigsten, heute kaum vorstellbaren Arbeitsbedingungen vom 13. Jahrhundert bis circa 1850 Golderz abgebaut wurde. Zuvor hatte uns Annette ... über die jetzt begrünten und bebauten Halden geführt und von der Arbeit in den Goldbergwerken berichtet, deren Vorkommen pro Tonne zu den höchsten weltweit gehörten.

Eine Abendandacht stand natürlich auch auf unserem Programm, bei der uns u.a. auch der Bürgermeister begrüßte und an der zahlreiche Gemeindemitglieder von Bischofsgrün teilnahmen.

Wir erinnerten uns an den Regenbogen, den Gott einst nach der Sintflut schuf und als Zeichen des Bundes zwischen ihm und Noah stiftete mit der Zusage, unsere Erde nie wieder zu verderben. Diese Bundes-Zusage gilt bis auf den heutigen Tag, also auch uns. Und jeder Regenbogen soll uns daran erinnern.

Dankbar blicken wir auf die erlebten Tage zurück. Wir alle wurden bewahrt auf unseren Wegen. Und zum Abschluß der Andacht stimmten wir in das Lied ein:

Großer Gott, wir loben dich.
Herr, wir preisen deine Stärke.
Vor dir neigt die Erde sich
und bewundert deine Werke.
Wie du warst vor aller Zeit,
so bleibst du in Ewigkeit.

Vielen haben wir Blinden für diese segensreiche Zeit zu danken: Dem Ehepaar Waltraud und Horst Zinnert sowie ihrem sehenden Freund Flitzi, die alles bestens geplant und vorbereitet hatten. Dazu gilt unser Dank den zahlreichen Begleitern, die uns zuverlässig führten und uns die Schönheit dieser wundervollen Landscnaft schilderten und auch Eindrücke in ihr Leben vermittelten.

Ein weiterer Dank gilt unseren Gastgebern im Hotel Siebenstern Erika und Kerstin Zinnert, die uns hervorragend versorgten und sich sehr bemühten. Danke, danke, danke!
Biscnofsgrün ist wahrlich eine Reise wert!

Gerhard St., blind


Zitate

Dass uns eine Sache fehlt, sollte uns nicht davon abhalten, alles andere zu genießen. Jane Austen
Wie viele Freuden werden zertreten, weil die Menschen meist nur in die Höhe gucken und, was zu ihren Füßen liegt, nicht achten. Katharina Elisabeth Goethe
Wenn wir mit Gott flüstern im Gebet, sind wir unendlich reich. Gertrud Steffen