Schiwoche - Langlauf in St. Martin am Tennengebirge / Salzburg vom 07. bis 14. März 2020
Langlaufen in St. Martin - meine erste Langlaufwoche
Mein Name ist Kerstin, ich bin 33 Jahre alt und seit meinem vierzehnten Lebensjahr blind.
Ich bin schon als Kind und Jugendliche Ski gefahren, und dieses Mal wollte ich das Langlaufen ausprobieren.
Am Samstag, den 07.03.2020, ging es dann endlich los!
In St. Martin am Tennengebirge angekommen, wurde ich sehr freundlich begrüßt und aufgenommen. Ich war die einzige Neue und dachte mir nur, wie soll ich mir die ganzen Namen bloß merken!
Am Abend gab es dann eine Vorstellungsrunde, und schon dort hatte ich das Gefühl, wir sind eine große Familie. Nach einem gemütlichen Beisammensein ging es dann ins Bett. Ich schlief unruhig, weil ich schon etwas nervös war, wie es mir mit dem Langlaufen gehen wird.
In der Früh wurden immer die Pärchen zugeteilt. Jeder Blinde bzw. Sehbehinderte hatte seinen eigenen Begleiter für den Tag. Ich fand die Pärchenaufteilung sehr gut, so konnte jeder für sich sein Tempo fahren, und zusätzlich lernte man sich untereinander noch besser kennen.
Mir wurde der Leiter zugeteilt - und ab ging es auf die Loipe!
Am Anfang war es ein komisches Gefühl in einer geführten Spur zu fahren, aber mit der Zeit wurde es immer besser. Adi gab mir Tipps, und wir machten einige Übungen.
Mittags kehrten wir ein, und ich trank gleich einen Liter Wasser! Es war doch anstrengender als ich gedacht habe. Nach einer kleinen Pause ging es dann am Nachmittag wieder weiter. Da kam ich das erste Mal an meine Grenzen. Ich merkte, wie die Kraft und die Konzentration nachließen. Schweißgebadet, aber stolz, ging es dann in unsere Pension zurück.
Nach dem Abendessen konnte, wer wollte, etwas über den Tag erzählen. Im Scherz kam auf, dass ich auf der Suche nach dem strengsten Begleiter war!
Mit gemütlichen Gesprächen, gemeinsamem Musizieren und Singen ging der Tag zu Ende.
Mit voller Motivation ging es am nächsten Tag wieder auf die Loipe. Noch einmal mit Adi. Dieses Mal merkte ich, dass es schon ein wenig besser lief. Was mir sicher half war, dass ich schon Skierfahrung hatte. Das Wichtigste ist, dass man dem Begleiter im wahrsten Sinne des Wortes "blind" vertraut.
Am nächsten Tag hatte ich wieder eine Premiere. Ich probierte dieses Mal das Schneeschuhwandern aus. Dort hatte auch jeder einen eigenen Begleiter, aber wir blieben in der Gruppe zusammen und gingen hintereinander. Man hörte sehr gut, wo der Vordermann gerade ging, aber ab und zu stieg ich dann doch meinem Begleiter auf die Schneeschuhe. Mit einem Lachen gingen wir dann wieder weiter. Durch den Wald, neben dem Bach zu gehen und das ohne Stock oder eingehängt zu wandern, war für mich ein Gefühl der Freiheit und hat mir sehr viel Spaß gemacht!
Mit diesen schönen Eindrücken ging auch dieser Tag vorbei.
Ich konnte es kaum glauben, aber es war schon Mittwoch, und am Vormittag hatten wir Besuch vom ORF Salzburg. Sie filmten uns auf der Loipe, und ein paar von uns wurden auch interviewt. Dieser Bericht wurde auch im Fernsehen ausgestrahlt und ist in absehbarer Zeit auf unserer Homepage abrufbar. Das erste Mal dabei und dann auch gleich die Kamera! Ich hoffe, es finden sich dadurch neue InteressentInnen.
Die letzten zwei Tage verbrachte ich wieder auf der Loipe, und von Tag zu Tag ging es besser mit dem Langlaufen voran. Einerseits bekam ich ein immer besseres Gefühl für die Spur, andererseits verbesserte sich auch meine Technik.
Ich bin sehr dankbar für diese Woche! Ich wurde so lieb aufgenommen und hatte das Gefühl, schon immer dabei gewesen zu sein. Und noch zur Info, ich habe den strengsten Begleiter in dieser Woche nicht gefunden!!! Nächstes Jahr wird weitergesucht!
Ein herzliches Danke an alle, besonders an Adi, unseren Leiter, und ans Haus für die liebevolle Betreuung!
Und wir hatten mehr als nur Glück: Nach unserer Abreise kam die Corona-Krise voll zum Ausbruch.
Kerstin W., blind
(Die Genehmigung für den Fernsehbericht vom ORF "Salzburg heute" war uns massiv zu teuer.)