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zur Navigation Inhalt überspringen Bergsteigen in Toblach / Südtirol vom 11. bis 18. September 2021

Bergwanderwoche Toblach/ Südtirol

Eine Nachtwanderung für Blinde? Für uns macht das doch keinen Unterschied, meint Rainer (blind) mit dem für ihn typischen ironischen Unterton. Stimmt nicht, meint Anette (blind), und daraufhin kommt Argument um Argument, was eine Wanderung bei Nacht von einer solchen bei Tag unterscheidet - die Temperatur, die Geräuschkulisse, der Geruch, die eigene Müdigkeit...

Auch diese Art der Plauderei macht eine Bergwanderwoche mit Blinden so besonders.

Es war das erste Mal, dass ich bei dieser Woche in Toblach dabei war, und ich war schon sehr neugierig, wie es sein würde, mit Blinden und sehbehinderten Menschen einen Berg zu erklimmen.

Die Touren waren von Franz und Ursula wie immer mit sehr viel Weitblick und Besonnenheit vorbereitet und geplant - es war von einer wunderschönen Almtour im Gsiesertal (mit Einkehr! in der Uwald-Alm) bis zur anspruchsvollen Tour auf den Pezzories mit kleinen Kletterpassagen alles dabei - schottrige Forststraßen, wurzelige Steige, sandige Wege, Geröll, Wiesen... und ich war total überrascht, wie unkompliziert und selbstverständlich das Wandern mit Blinden funktionierte. Respekt vor den Bedürfnissen, die nicht die eigenen sind, und Hilfsbereitschaft genügen für ein Bergerlebnis der ganz besonderen Art. Man versucht als sehende Begleiterin auf schwierige Passagen aufmerksam zu machen, Stolpersteine zu erkennen, Hindernisse zu überwinden. Man nimmt die Umgebung intensiver wahr und versucht zu beschreiben, was man sieht - und freut sich, wenn man gemeinsam den Gipfel erreicht! Und das Vertrauen, das mir als Neuling beim Führen gleich von Anfang an entgegengebracht wurde, war ein großes Geschenk, für das ich sehr dankbar bin.

Das für mich eher langsame und bewusste Gehen war anfangs sehr ungewohnt - v.a. bergab, aber durch das reduzierte Tempo blieb besonders in leichteren Passagen, in denen man nebeneinander gehen konnte, genügend Zeit sich zu unterhalten und einen Einblick zu bekommen in den Alltag blinder/sehbehinderter Menschen, den wir uns als Sehende so schwer vorstellen können. Vor allem der Humor, der wertschätzende Umgang miteinander, die Herzlichkeit und Offenheit haben mich sehr berührt.

Unsere 14-köpfige Gruppe - 5 Blinde, 9 Sehende - war, wie schon in den Jahren zuvor, im Hotel Stauder in Toblach untergebracht, einem sehr freundlichen, familiär geführten Betrieb, der uns mit Südtiroler Küche verwöhnte und bezüglich Essenszeiten sehr entgegenkommend war. Frühstück gab es schon um 6:30 Uhr, da es um 7:30 Uhr Richtung Berg losging. Die Touren zwischen 800 und 1050 Höhenmetern dauerten ca. 6 bis 7 Stunden, inkl. ausgiebiger Gipfelrast. Danach gab es noch ein gemütliches Zusammensitzen im sonnigen Gastgarten bei den Stauders bei Cappuccino, Latte, Bier oder weißem Spritzer und sehr sehr netten, humorvollen, manchmal auch ernsten, auf jeden Fall aber bereichernden Gesprächen.

Ich behalte diese Woche in allerbester Erinnerung, ein großes DANKE an Franz & Ursula für die Organisation und danke an alle, die dabei waren, für die schöne Zeit!

Doris L., sehend