Bergfreizeit in Südtirol/Innichen - 2. bis 10. Juli 1983
In diesem Jahr erlebte ich die Bergwoche in Innichen, Südtirol, mit. Meine Freundin Monika und ich fuhren zusammen bis Innichen. Schon bald fühlten wir uns in der Gemeinschaft richtig wohl. Toni und Marianne, bei denen wir während der Bergwoche untergebracht waren, versorgten uns recht gut mit Speis und Trank, und wenn jemand aus der Gruppe Schwierigkeiten hatte, standen sie immer mit Rat und Tat bereit.Zu den schönsten Erlebnissen in dieser Woche zählten für mich die drei Tagestouren. In der ersten Tour ging's um die Drei Zinnen. Es war ein sehr schöner Aufstieg und Karin, die mich an diesem Tag führte, zeigte mir die verschiedenen Blumen, die dort oben wuchsen. An manchen Stellen wurde der Weg so schmal, daß wir nur noch hintereinander gehen konnten, ich hielt mich dann an ihrem Rucksack fest und dann ging's fröhlich weiter.
Nach der Mittagsrast kamen wir an ein großes Schneefeld. Dort tummelten wir uns alle im Schnee und rutschten das Schneefeld runter. Da dachte ich wirklich, ich würde träumen. Es war so warm und wir rutschten im Schnee herum. Einfach toll! Auf dem Rückweg zeigte mir P. Lutz dann noch eine Edelweißwiese. Da wuchsen die Edelweiß wie hier bei mir in Münster die Gänseblumen. Einfach toll! Als wir dann alle glücklich wieder an unserem Quartier angekommen waren, grillten Toni und Rudi Würstchen und Fleisch. Das schmeckte uns nach dieser Tour richtig gut. Auch die Salate, die die Hilde zubereitet hatte, waren köstlich.
Die zweite Tagestour führte uns auf den Dürrenstein, 2850 Meter hoch. Diesesmal hatte ich Leo als Führer und er machte seine Sache auch großartig. Wieder konnte ich viele schöne Bergpflanzen abtasten und ab und zu zeigte er mir auch große Felsvorsprünge. Der Aufstieg ging in Serpentinen hoch, und so fand ich es gar nicht so anstrengend. Aber bei dieser Bergtour hatten wir keinen Schnee. Als alle wohlbehalten am Gipfelkreuz angekommen waren, wünschten wir uns das "Bergheil". Es ist einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl, dort oben auf dem Berg zu stehen und die schöne Natur zu genießen! Alles ist so still und friedlich! Dieses einmal zu erleben, das wünsche ich jedem! Ich finde, es ist wirklich ein Geschenk, daß der P. Lutz uns Blinden dieses ermöglicht!
Dort oben in 2850 Meter Höhe war es ganz schön kalt und wir waren froh, daß wir Anoraks, Mützen und Handschuhe mitgenommen hatten. An einer sonnigen Stelle hielten wir dann unsere Mittagsrast, und die mitgenommenen Brote und das andere schmeckte uns sehr gut dort oben.Während des Abstiegs zeigte Leo mir, wie man in eine Felswand klettert. Er seilte mich an und dann konnte ich mich auch im Felsenklettern versuchen. Es war einfach toll! Von dort an war und bin ich nicht nur vom Bergsteigen, sondern auch vom Felsenklettern begeistert. Während des Abstiegs konnte ich in vier Felswände einsteigen, wirklich ein tolles Gefühl!
Die letzte Tagestour machten wir dann auf den Haunold (2200 m). Sie war sehr schön, doch ich war nicht ausgeschlafen und hatte mir einen Abend vorher beim Raufen ein blaues Kinn geschlagen. So war ich nicht ganz fit und der Aufstieg war für mich sehr anstrengend. Doch Leo hatte viel Geduld und zog mich immer wieder mit. Als ich dann am Gipfelkreuz stand, waren alle Mühen bald vergessen. Wieder gab es schöne Bergpflanzen zu bewundern und die Zeit verging sehr schnell.
An einem Morgen stand ich schon sehr früh auf, um mit Holger aus Berlin und P. Lutz das Erwachen der Natur mitzuerleben. Es war wirklich beeindruckend, wie nach und nach die Vögel erwachten und wir schweigend durch die Natur gingen. P. Lutz zeigte uns wieder seltene Bergpflanzen und Holger und ich staunten, daß sich solche Pflanzen an einem Berg halten konnten. Auf unserem Rückweg machten wir bei einem Bergbauern halt und stärkten uns mit einem Glas frischer Kuhmilch. Wir kamen gerade noch rechtzeitig in unserem Quartier an, um die anderen Bergkameraden zu wecken.
An einem Nachmittag waren wir bei den Eltern vom Tschurtschentaler Franz eingeladen. Sie und natürlich auch der Franz zeigten uns ihren Bauernhof und anschließend ließen wir uns den Kuchen, den seine Mutter gebacken hatte, und den Wein sehr gut schmecken. Ich fand es einfach sagenhaft, mit welcher Selbstverständlichkeit und Natürlichkeit diese Leute uns empfingen. Die Stunden bei ihnen vergingen sehr schnell und schon bald mußten wir wieder Abschied von ihnen nehmen. Als Abschluß dieser Bergwoche feierte P. Lutz mit uns eine Messe im Freien. Ich fand es beeindruckend, auf einer Bergwiese zu sitzen und die heilige Messe mitzufeiern. Eigentlich hatten meine Freundin Monika und ich vorgehabt, schon einen Abend eher wieder nach Deutschland zu fahren. Doch die Abschlußmesse dauerte etwas länger, so konnten wir unseren Zug nicht mehr erreichen. Darüber waren wir beide froh, denn so konnten wir noch einen Abend in der Gemeinschaft bleiben. Das waren auch sehr schöne Stunden. Als wir dann so gegen 23:30 Uhr in unser Zimmer kamen, entdeckten wir dort nur ein einziges Chaos. Gabi, auch eine liebe Bergkameradin hatte dieses angerichtet. Da haben wir erst einmal kräftig gelacht und uns dann ans Entwirren der Bettwäsche gemacht. Das war eine feine Überraschung, einfach toll!Viel zu schnell ging diese Woche vorbei, und ich hatte wieder viele liebe, nette Menschen kennengelernt.
Der Abschied fiel mir sehr schwer, aber ich fuhr gut erholt wieder nach Hause. Schon jetzt freue ich mich auf das nächste Jahr, wo ich sicherlich wieder an einer oder zwei Bergwochen teilnehmen werde.
Ida H. aus dem Westfalenland