Bergfreizeit Rofan - 1998
Schönes Wetter begleitete uns in dieser Bergwelt Tirols. Die Aufteilung in zwei Gruppen, eine für anspruchsvollere Touren und eine für kürzere Wegstrecken bewährte sich.Wir fanden eine wunderbar familiäre und entgegenkommende Aufnahme im Berggasthof Rofan bei Fam. Hollaus. Der Großteil der TeilnehmerInnen war in Lagern untergebracht, einige konnten den Vorteil eines Zimmers genießen.
Unvergleichlich ist die Flora im Rofan. P. Wilfried zeigte und beschrieb uns die vielen verschiedenen Pflanzenarten. Ganz eigentümlich muten die vom Wasser aus dem Fels herausgewaschenen Formen an. Viele der aus dem Boden herausragenden Felsen sind wie Gebirge im Kleinen, mit Gipfeln, steilen Tälern und tief eingeschnittenen Schluchten, bewachsen mit kleinen "Wäldern" aus Moos, Flechten und erstaunlich vielen Blumen!
Neben den Wanderungen besonders beeindruckend war die Fahrt mit der historischen dampfbetriebenen Zahnradbahn durch das Achental nach Jenbach und zurück. Per Schiff befuhren wir dann den malerisch gelegenen Achensee.
Wie immer bei den Blindenfreizeiten bildete sich auch hier sofort eine nette Kameradschaft und Gemeinschaft heraus. Für mich ist dies der ganz eigene Reiz dieser Freizeiten. Auch die so persönlich warmherzig und feinfühlig gefeierte Messe unseres P. Wilfried sprach mich sehr an. Unsere "Führer" im Rofan haben uns sicher begleitet (Maria und Luis), sogar P. Wilfried konnte schon "Minitouren" übernehmen. Danke für alle und alles!
Johann, blind
Meine Tochter Cornelia (12 Jahre, sehbehindert) verfaßte in P. Wilfrieds Auftrag zusammen mit ihrer Freundin Julia folgende Zeilen:
Mein schönstes Ferienerlebnis war die Wanderwoche im Rofan. Julia durfte mit uns mitfahren! Im Berggasthof auf 1800 m Höhe war es gemütlich. Immer wieder ging's lustig zu. Einmal fuhren wir mit dem Schiff auf dem Achensee von einer Anlegestelle zur anderen. Einige unserer Gruppe stiegen aus und wanderten bis zu einer Alm am Seeufer entlang. Der Weg soll aber so beschwerlich gewesen sein, daß wir froh waren, mit dem Schiff gefahren zu sein. Außerdem gab es so viele Hunde zum Streicheln. Unsere Andrea hatte einen Hund, der kleiner war als eine Katze. Er hieß "Nicki". Julia und ich hingen an ihm. Jetzt noch einige "Weisheiten": Wir haben Silberdisteln und Enziane gesichtet. Die Silberdistel nennt man auch "Jägerbrot" (Mahlzeit!). Es gibt eine Wespenart, die ihre Eier in die Blätter der Alpenrose legt. Es bildet sich eine haselnußgroße Knolle, in der sich später die jungen Wespen entwickeln. Während der ganzen Woche hat P. Wilfried unzählige Male das Echo von den Felsen herausgebracht. Beim Heimfahren war das ganze Achental von einem schneeweißen Nebelmeer bedeckt, aus dem nur die Gipfel der Berge herausragten. Mit der Seilbahn schwebten wir durch die Nebelwolken hindurch.