Bergwandern in Imst - 2001
Wir vier, Maria, Andrea, Hubert und Efrem waren das erste Mal auf einer
Blindenfreizeit. Keiner von uns "Sehenden" hatte zuvor schon einmal
mit Blinden zu tun, daher waren wir sehr unsicher, was uns dort erwarten
würde. Umso größer war die Überraschung, mit welcher
Selbstverständlichkeit und Herzlichkeit wir sofort in der Gruppe integriert
waren. Durch das Zusammensein mit blinden Menschen erfuhren wir uns selbst
völlig neu und entdeckten Eigenschaften und Fähigkeiten an uns, die
wir zuvor nicht gekannt hatten. In der Gruppe gab es keine Unterschiede von
Beruf, Aussehen oder Alter, alles Dinge, die den Alltag oft mitbestimmen. Was
zählte, waren Herzlichkeit, Freundschaft, Verständnis und
Hilfsbereitschaft, ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit machte sich
bei uns breit.Bis auf Efrem waren wir vier völlig unsportlich, und keiner von uns hatte auch nur die geringste Vorstellung, was Wandern mit Blinden bedeuten kann. Gleich am ersten Tag mussten wir schmerzlich erfahren, dass uns diese Woche an unsere körperlichen Grenzen bringen würde. Muskelkater, Blasen, Abschürfungen, Atemnot und viel Schweiß waren unsere Peiniger. Wir staunten nicht nur darüber, wie blinde Menschen ohne Angst und mit viel Vertrauen in ihre sehenden Begleiter auch auf oft recht gefährlichen Routen in den Bergen herumkletterten, sondern auch über unsere eigene Leistungsfähigkeit.
Was wir von dieser Woche mit nach Hause nehmen konnten, waren viele neue Freundschaften, ein wenig Kondition und die Gewissheit, dass der Umgang mit Menschen mit einer Behinderung eine große Bereicherung für jeden sein kann. Wir freuen uns schon aufs nächste Mal!