Wanderfreizeit im Fichtelgebirge / Nordbayern - 2006
Im Bischofsgrüner Gemeindeblatt lasen wir, dass im Mai 2006 sehende Begleitpersonen für eine Wanderfreizeit für Blinde gesucht werden.Da wir großes Interesse hatten, Erfahrungen im Umgang mit Nichtsehenden zu sammeln, meldeten wir uns für zwei Tage.
Am ersten Tag bekamen wir eine blinde Person zugeteilt, so dass der Betreuerschlüssel größtenteils eins zu eins war. Schon in den ersten Kilometern entstand ein Gespräch, und wir haben viel Persönliches über unsere Zu-Führenden erfahren.
An beiden Tagen wanderten wir jeweils zwischen 15 und 20 Kilometer. Wir waren erstaunt über das zügige und auch sichere Laufen. Überrascht hat uns die Trittsicherheit unserer blinden Partner auf schmalen Steigen, an denen sie sich durch Festhalten an unserem Rucksack am Weg orientierten. Unsere Umgebung erklärten wir stetig, somit nahmen auch wir viel mehr Dinge als sonst wahr. Zum Beispiel, wie leuchtend grün doch Gräserflecken im Wald sind, auf die die Sonne scheint, das Plätschern des Baches und die Schönheit unserer Heimat. Auch die unterschiedliche Beschaffenheit des Waldbodens erläuterten wir genau. Zapfen, Steine, Gras und Erde konnten unsere nichtsehenden Partner auch oft selbst differenzieren.
Das Interesse der Blinden an ihrer Umwelt ist sehr groß. So bekamen sie auf einem Bauernhof zufällig die Möglichkeit, ein frisch geborenes Kalb anzufassen, was einige sich nicht entgehen ließen. Am Fichtelsee wurde das Moorwasser gefühlt, auf dem Weg das Moos an den Felsen.
Wir haben von diesen zwei Tage viel für uns mitgenommen. Es war eine tolle Erfahrung und wir werden auf jeden Fall mal wieder dabei sein.
Annemarie B., sehend