Schiwoche - Langlauf und Schneeschuhwandern in St. Martin am Tennengebirge / Salzburg vom 04. bis 11. März 2023
Etwas müde nach einer zu kurzen Nacht sitze ich am Salzburger Hauptbahnhof, warte auf einen Zug, der mich zurück in die bayerische Heimat bringt und denke an die vergangene Woche zurück. Letzten Samstag bin ich am späten Nachmittag bei schönstem Sonnenschein, der uns übrigens für den Großteil der Woche erhalten blieb, am Bahnhof Bischofshofen angekommen, wo ich gemeinsam mit anderen ZugfahrerInnen von Adi, der auch die diesjährige Langlaufwoche wieder geleitet hat, in Empfang genommen wurde. Obwohl ich zum ersten Mal dabei war, nur einige Wenige kannte und man an den sehr herzlichen Begrüßungen und vertrauten Gesprächen auf Anhieb merkte, dass die anderen bereits eine große Familie bildeten, fühlte ich mich nicht lange fremd - alle waren mir als Neuling gegenüber sehr offen.
Teilgenommen haben dieses Jahr etwas mehr als 30 Personen, wobei das Verhältnis zwischen Blinden bzw. Sehbehinderten und sehenden BegleiterInnen nahezu ausgeglichen war. Obwohl die Schneeverhältnisse nicht allzu berauschend waren, standen uns im Neubachtal, beim Lämmerhof, der Aualm, der Gnadenalm und in Filzmoos bestens gespurte Loipen zur Verfügung, die von Adi täglich mit Bedacht ausgewählt wurden. Ebenso umsichtig und unter Berücksichtigung von Extrawünschen und des jeweiligen Leistungsstands der TeilnehmerInnen und BegleiterInnen teilte Adi täglich die Langlaufpärchen ein. Da ich zuvor erst ein paar Stunden auf Langlaufski gestanden hatte, haben Peter und Adi versucht, mir die Technik des Langlaufens näherzubringen. Obwohl sie alle Register gezogen haben (der eine hat's als strenger Lehrer, der andere eher mit Motivation und Lob versucht), war's bei mir mit der Technik auch am Ende der Woche nicht allzu weit her, aber ich bin trotzdem recht gut vorangekommen und es hat mir riesigen Spaß gemacht, auf diesen dünnen Brettern durch Wälder und vorbei an plätschernden Bergbächen zu gleiten, durchaus anstrengende Anstiege zu bewältigen, mich anschließend mit der verdienten Abfahrt zu belohnen und dabei zu hoffen, dass das mit dem Bremsen dann auch ohne Sturz hinhaut.
Franz bot auch dieses Jahr täglich Schneeschuhwanderungen oder normale Winterwanderungen an, und auch da durfte ich einmal dabei sein. Zu sechst haben wir den Rossbrand bei Filzmoos auf 1.600 m Höhe bestiegen, wo uns im oberen Drittel pulvriger Neuschnee erwartete und wir die Schneeschuhe mal so richtig einsetzen konnten.
Quartier bezogen haben wir zum zweiten und ganz sicher nicht zum letzten Mal in der Pension "Haus Barbara", wo uns die Wirtsleute Martina und Andi ausgesprochen herzlich und liebevoll umsorgt und mit hausgemachten Leckereien verwöhnt haben. Auch musikalisch war die Woche ein Genuss: Max, Christian, Monika, Elisabeth, der zehnjährige Junior des Hauses und zu späterer Stunde auch Franz sorgten an der Gitarre und der Steirischen sowie mit ihren professionellen Singstimmen für lange Abende, gute Stimmung und dafür, dass das Tanzbein geschwungen werden konnte - so konnten Petra und Helmut nicht nur auf Skiern, sondern auch auf der Tanzfläche ihre Silber-Tanzhochzeit feiern.
Natürlich läuft bei einer so großen Gruppe trotz Jahrzehnte langer Erfahrung und eingespieltem Team nicht immer alles ganz glatt: Da werden schon mal Leute im Hotel vergessen, wartet der Erich als Begleiter im falschen Hotel auf seine Monika und verliert dann auch noch seinen Schuh, warten Ski mutterseelenallein den ganzen Tag auf einem Parkplatz vergeblich auf ihre Besitzerin, weil die lieber "Teilzeit-Faultier" spielt, und verirrt sich ein (sehender!) Teilnehmer am helllichten Tag ins falsche Zimmer und beschwert sich über den Zimmerservice, weil seine Zahnbürste entsorgt wurde... All diese kleinen und sympathischen Fauxpas wurden aber stets prompt mit Bravour, organisatorischem Geschick und Spontanität gelöst.
Am Donnerstag feierten wir eine von Gerhard und seinem Team würdig und inspirierend gestaltete Andacht, mit der wir uns für die schöne gemeinsame Zeit auf Langlaufski, Schneeschuhen und bei Speis und Trank in Wirtshäusern, Almhütten und unserer Pension bedankten - und vor allem auch dafür, dass sich bis auf harmlose Blasen und einem wegen nicht ausreichender Polsterung geprellten Hintern niemand verletzt hat! Und so will auch ich mich nochmals ganz herzlich bei allen für den schönen und unvergesslichen Urlaub und für die tolle Zeit bedanken und hoffe, mein Zeitplan erlaubt es mir, nächstes Jahr wieder teilzunehmen!
Annette K. (blind)