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zur Navigation Inhalt überspringen Wandern im Naturpark Fichtelgebirge vom 26. Mai bis 01. Juni 2023

Bericht des Hefts: Wandern im Fichtelgebirge

Nach 15 Jahren bin ich endlich wieder im Fichtelgebirge zu Gast, diesmal mit der lieben Hilde aus Wien. Heuer hat diese Woche bei traumhaft schönem Wanderwetter, nicht zu warm und nicht zu kalt, über Pfingsten stattgefunden. In Bayreuth sind wir am Bahnhof von Flitzy in Empfang genommen worden. Bei Hin- und Rückreise mussten wir in Nürnberg umsteigen, ein netter Plausch mit zwei Herren von der Umstiegshilfe der Bahn, und schon sind wir in den richtigen Zügen gesessen. Ein fantastisches dreigängiges Abendmenü sowie ein Glaserl Sekt aufs Haus haben uns voll und ganz ankommen lassen. Vom Mischwald, Blätterwald, Nadelwald sowie Wiesen- und Forstwegen haben wir alles gesehen. Sogar über einen kleinen Steig hat uns der Flitzy geführt. Das Fichtelgebirge ist eine sanfte hügelige Landschaft mit zwei kleinen Erhebungen, jeweils knapp über 1000 Höhenmeter. Die Tourenbeschreibung am Vorabend von Horst nach dem Abendessen im Gasthaus erfolgte stets in Kilometern, nicht in Höhenmetern, für mich als Bewohnerin der Alpen eher ungewöhnlich.Die meisten Paare wurden am Vorabend von Waltraud immer wieder neu zusammengewürfelt, das war eine sehr gute Idee und Bereicherung für alle. Über den Wetzstein, Wülfersroith, Ochsenkopf bis hin zum Schneeberg haben wir unsere Kreise gezogen. Ole, Elvis, Iwana und die kleine Hilde waren Tag für Tag sehr bemüht, ihr Rudel zusammenzuhalten. Sonntagmittag gab es sogar ein Grillfest, von der Verwandtschaft unserer Veranstalter Familie Zinnert organisiert. Im heimatlichen alten Heustadel gab es Suppen, Gemüsekuchen sowie Apfel- und Kirschkuchen. Vor dem Heustadel hat Werner seine Grillkünste unter Beweis gestellt, vorzügliche Würste sowie ein sogenannter Steg wurden im Brot serviert. Es war wirklich ein Fest für uns alle! Täglich beim Abendessen gab es eine besinnliche Zeit - Christa hat Blockflöte gespielt, Marion gesungen, Ralf hat ein Gedicht vorgetragen. Der Irische Segenswunsch durfte auch in dieser Woche nicht fehlen, wir haben ihn gelesen und gesungen gehört. Den Abschluss bildete Mittwoch Abend eine kleine Andacht in den Räumlichkeiten der Gaststätte. Sogar zwei Fotos mit den Eltern unseres Gastgebers wurden zu einem Teil des Altares. Kerstin hat den Altar wunderschön mit eigenen Worten beschrieben (leider gibt es keinen Tonbandmitschnitt), somit haben sich alle ein Bild machen können.

Jeder im Team hat von Waltraud einen Schmunzelstein bekommen, er soll uns die Zeit bis zu einem Wiedersehen 2024 versüßen und verkürzen.

Ein herzliches Danke an alle für das feine Miteinander, ans Haus und vor allem an die vielen BegleiterInnen vor Ort, da ist das Fichtelgebirge wirklich eine Ausnahme!

Sonja St., sehend


Gekürzter Zusatzbericht: Wanderwoche Fichtelgebirge in Bischofsgrün vom 26.05.2023 bis 01.06.2023

Ich nehme als hochgradig Sehbehinderter zum ersten Mal an einer solchen Gruppen-Wanderwoche teil; von Anfang an fühle ich mich allseits unterstützt, und, ob unterwegs oder beim geselligen Beisammensein, in einer wunderbaren, harmonischen Gemeinschaft. Besonders schön finde ich die weite Altersspanne unserer Gruppe von ca. 13 Teilnehmenden.

Herzlicher Dank gilt den ehrenamtlichen sehenden Begleitpersonen, die uns dieses Naturerlebnis in unbekanntem Gelände ermöglichten; auch auf schwierigen Wegpassagen habe ich mich mit der Hand am Rucksack meiner Guides stets sicher gefühlt, in einfacherem Gelände konnte ich mich auf ihre präzisen Ansagen verlassen, und dadurch längere Strecken auch ohne physischen Kontakt unterwegs sein; außerdem waren sie ein unerschöpflicher Quell für lokale und naturkundliche Informationen. Ich freue mich schon auf zukünftige Wanderwochen mit den Blindenfreizeiten Pater Lutz!

Aus Platzgründen wird hier beispielhaft lediglich eine von insgesamt fünf Tagestouren beschrieben; die übrigen Tage sind in der Chronik auf der Homepage nachzulesen.

Tag 3
Endlich geht es auf den Ochsenkopf, mit 1024 m der zweithöchste Gipfel des Fichtelgebirges; erst gemütlich aus dem Ort heraus, durch Wiesen und vorbei am neuen BSV Sportzentrum bis zur Talstation der nördlichen Ochsenkopfseilbahn beim Vogelherd; von hier auf schmalem Waldsteig stetig bergauf, über das Schneeloch (eine früher tiefe Grube mitten im Bergwald, wo vor der Kühlschrankzeit Schnee als Kältevorrat gelagert wurde), erreichen wir das weitläufige Gipfelplateau; nach kurzer Rast am Gipfelkreuz nehmen wir den Abstieg in Angriff, wandern auf dem Steinbruchweg - vorbei an aufgelassenen Granitbrüchen - an der Südseite des Ochsenkopfes bergab. Die Nase erfreut sich am würzigen Duft von Harz und sonnenbeschienenen Fichtennadeln; für geübte Geher bietet sich unterwegs die Gelegenheit die Forstpiste zu verlassen und eine steile wurzelige Direttissima nach Fleckl hinabzusteigen, wo wir uns alle zur verdienten Mittagseinkehr treffen. Fröhlich und gestärkt bewältigen wir den Rückweg über den Weiler Grassemann nach Bischofsgrün mit Leichtigkeit. Tagespensum: 450 Hm und 16 km.

Der Bericht wäre unvollständig, würde nicht auch unsere behagliche Unterkunft im Hotelgasthof Siebenstern erwähnt: Horst und Waldi als Gastgeber sowie Erika und ihr Team verwöhnten uns nicht nur in kulinarischer Hinsicht, sondern waren auch sonst unermüdlich um unser Wohlergehen bemüht; auch euch ein freudiges Dankeschön!

Reinhard A., blind


Ungekürzter Zusatzbericht: Wanderwoche Fichtelgebirge in Bischofsgrün vom 26.05.2023 bis 01.06.2023

Ich nehme als hochgradig Sehbehinderter zum ersten Mal an einer solchen Gruppen-Wanderwoche teil; von Anfang an fühle ich mich allseits unterstützt, und, ob unterwegs oder beim geselligen Beisammensein, in einer wunderbaren, harmonischen Gemeinschaft. Besonders schön finde ich die weite Altersspanne unserer Gruppe.

Herzlicher Dank gilt den ehrenamtlichen sehenden Begleitpersonen, die uns dieses Naturerlebnis in unbekanntem Gelände ermöglichten; auch auf schwierigen Wegpassagen habe ich mich mit der Hand am Rucksack meiner Guides stets sicher gefühlt, in einfacherem Gelände konnte ich mich auf ihre präzisen Ansagen verlassen; außerdem waren sie ein unerschöpflicher Quell für lokale und naturkundliche Informationen. Ich freue mich schon auf zukünftige Wanderwochen mit den Blindenfreizeiten Pater Lutz!

Tag 1
Von Bischofsgrün erst durch blühende Wiesen, dann über Waldwege, und schließlich ein wenig steiler auf einem schmalen Hintereinander-Pfad zu unserem ersten Zwischenziel, dem Wetzstein mit gut 800 m; von dort haben wir einen schönen Panoramablick zu den Hausbergen von Bischofsgrün: Schneeberg und Ochsenkopf. Anschließend geht es in gemächlichem bergab nach Kornbach, wo eine gemütliche Gartenwirtschaft auf uns wartet. Nach ausgiebiger Stärkung führt uns der Rückweg an einem kleinen Weiher und einer Herde Angusrinder vorbei, auf breiten Wanderwegen allmählich wieder bergauf. Über teils sonnige, teils schattige Waldwege gelangen wir schließlich am Nordwesthang des Schneeberges in 752 m Höhe zur Quelle der Eger. Sie ist einer der vier Flüsse, die hier im Fichtelgebirge entspringen - außer ihr sind dies Main, Saale und Naab. Weiter geht es jetzt wieder bergab, zurück nach Bischofsgrün. Für den ersten Tag waren die 17 km ganz ordentlich, und ich befürchte einen Muskelkater ...

Tag 2
... der Muckikater bleibt aus, als ob er gewusst hätte, dass heute nicht viel zu leisten ist - trotzdem wird der Tag ein Highlight: uns erwartet nämlich zur Mittagspause eine Grillparty mit anschließender Kaffeetafel und herrlichen selbstgemachten Kuchen; zuvor haben wir die ca. 2,5 stündige Wanderung "bewältigt": erst ein von Bäumen beschattetes, lauschiges Stück entlang des jungen Mains, dann Höhe gewinnend über grüne Hügel zum Nachbarort Wülfersreuth. Für die wirklich beeindruckende Organisation und die Verpflegung haben viele Helferinnen und Helfer aus dem weitläufigen Freundschaftsnetzwerk von Waldi und Horst gesorgt: großes Kompliment! Angesichts eines gut gefüllten Bauches und des warmen Wetters waren meine Beine auf dem Rückweg nicht mehr ganz so lauffreudig - obwohl der Tacho am Ende nur etwa bei 14 km stehen würde. Unterwegs zurück nach Bischofsgrün kamen wir mitten im Wald noch am Wolfsgarten vorbei, einem einmaligen und mit vielfältigen Infos dokumentierten Beispiel der historischen Wolfsjagd. Durch Ausgrabungen sichtbar gemacht, bestand die Fanganlage aus mindestens zwei tiefen Gruben; mittels einer Ziege, die man darin festgebunden hatte, wurde Meister Isegrimm in die Falle gelockt. Heute gab es aber weder eine Ziege, noch einen Wolf zu sehen ...

Tag 3
Endlich geht es auf den Ochsenkopf, mit 1024 m der zweithöchste Gipfel des Fichtelgebirges; erst gemütlich aus dem Ort heraus, durch Wiesen und vorbei am neuen BSV Sportzentrum bis zur Talstation der nördlichen Ochsenkopfseilbahn beim Vogelherd; von hier auf schmalem Waldsteig stetig bergauf, über das Schneeloch (eine früher tiefe Grube mitten im Bergwald, wo vor der Kühlschrankzeit Schnee als Kältevorrat gelagert wurde), erreichen wir das weitläufige Gipfelplateau; nach kurzer Rast am Gipfelkreuz nehmen wir den Abstieg in Angriff, wandern auf dem Steinbruchweg vorbei an aufgelassenen Granitbrüchen auf der Südseite des Ochsenkopfes bergab; die Nase erfreut sich am würzigen Duft von Harz und sonnenbeschienenen Fichtennadeln; für geübte Geher bietet sich unterwegs die Gelegenheit die Forstpiste zu verlassen und eine steile wurzelige Direttissima nach Fleckl hinabzusteigen, wo wir uns alle zur verdienten Mittagseinkehr treffen. Fröhlich und gestärkt bewältigen wir den Rückweg über den Weiler Grassemann nach Bischofsgrün mit Leichtigkeit. Tagespensum: 450 Hm und 16 km.

Tag 4
Der für heute vorgesehene Schneeberg muss leider aus Zeitnot entfallen; nachdem wir durch den Park der Höhenklinik gemächlich, aber stetig bergauf gelaufen sind, bietet sich für ein Häufchen Wagemutiger die Gelegenheit, auf felsigem Blockgestein den Aussichtspunkt Haberstein mit 927 m zu erkraxeln; danach queren wir unter dem Gipfel Richtung Waldrasthaus Karches, wo wir Mittagsrast halten; es ist idyllisch gelegen mit Blick auf einen kleinen See, der durch Stauung des Mains früher der Holztrift diente. Der Rückweg führt uns anspruchsvoll auf einem wurzeligen Naturpfad durch das traumhaft schöne Tal des jungen Weißen Mains, wo das Flüsschen wie ein Wildwasser dahinspringt, und schließlich wieder zurück nach Bischofsgrün.

Tag 5
Zum Ausklang eine gemütliche Tour auf dem nahegelegenen Panoramaweg mit seinem Naturlehrpfad, der mit vielen fühl- und tastbaren Stationen ausgestattet ist; durch den Ortsteil Birnstengel mit alter Glasmachertradition zum Bauernhofcafé Ruckdeschel. Auf dem Rückweg besichtigen wir in der Touristinformation Bischofsgrün die blindengerecht ausgestattete Geländeplastik der Ochsenkopfregion und lassen den Nachmittag bei einem kühlen Weizen auf der durch reichlich Sonne und Siesta-Stimmung mediterran anmutenden Piazza direkt an der Kirche ausklingen. Nach dem Abendessen gibt es eine von vielen Beteiligten gestaltete, berührende Andacht in der dafür geschmückten großen Wirtsstube unseres Gasthauses; sie bietet Gelegenheit, Rückschau zu halten und für die gemeinsam erlebten glücklichen Wandertage zu danken.

Der Bericht wäre unvollständig, würde nicht an dieser Stelle unsere behagliche Unterkunft im Hotelgasthof Siebenstern erwähnt: Erika und ihr Team verwöhnten uns nicht nur in kulinarischer Hinsicht, sondern waren auch sonst unermüdlich um unser Wohlergehen bemüht; auch euch ein herzliches Dankeschön!

Reinhard A., blind