Bericht des Hefts: Wandern im Fichtelgebirge
Nach 15 Jahren bin ich endlich wieder im Fichtelgebirge zu Gast, diesmal mit der
lieben Hilde aus Wien. Heuer hat diese Woche bei traumhaft schönem
Wanderwetter, nicht zu warm und nicht zu kalt, über Pfingsten
stattgefunden. In Bayreuth sind wir am Bahnhof von Flitzy in Empfang genommen
worden. Bei Hin- und Rückreise mussten wir in Nürnberg umsteigen, ein
netter Plausch mit zwei Herren von der Umstiegshilfe der Bahn, und schon sind
wir in den richtigen Zügen gesessen. Ein fantastisches dreigängiges
Abendmenü sowie ein Glaserl Sekt aufs Haus haben uns voll und ganz ankommen
lassen. Vom Mischwald, Blätterwald, Nadelwald sowie Wiesen- und Forstwegen
haben wir alles gesehen. Sogar über einen kleinen Steig hat uns der Flitzy
geführt. Das Fichtelgebirge ist eine sanfte hügelige Landschaft mit
zwei kleinen Erhebungen, jeweils knapp über 1000 Höhenmeter. Die
Tourenbeschreibung am Vorabend von Horst nach dem Abendessen im Gasthaus
erfolgte stets in Kilometern, nicht in Höhenmetern, für mich als
Bewohnerin der Alpen eher ungewöhnlich.Die meisten Paare wurden am Vorabend
von Waltraud immer wieder neu zusammengewürfelt, das war eine sehr gute
Idee und Bereicherung für alle. Über den Wetzstein, Wülfersroith,
Ochsenkopf bis hin zum Schneeberg haben wir unsere Kreise gezogen. Ole, Elvis,
Iwana und die kleine Hilde waren Tag für Tag sehr bemüht, ihr Rudel
zusammenzuhalten. Sonntagmittag gab es sogar ein Grillfest, von der
Verwandtschaft unserer Veranstalter Familie Zinnert organisiert. Im heimatlichen
alten Heustadel gab es Suppen, Gemüsekuchen sowie Apfel- und Kirschkuchen.
Vor dem Heustadel hat Werner seine Grillkünste unter Beweis gestellt,
vorzügliche Würste sowie ein sogenannter Steg wurden im Brot serviert.
Es war wirklich ein Fest für uns alle! Täglich beim Abendessen gab es
eine besinnliche Zeit - Christa hat Blockflöte gespielt, Marion gesungen,
Ralf hat ein Gedicht vorgetragen. Der Irische Segenswunsch durfte auch in dieser
Woche nicht fehlen, wir haben ihn gelesen und gesungen gehört. Den
Abschluss bildete Mittwoch Abend eine kleine Andacht in den Räumlichkeiten
der Gaststätte. Sogar zwei Fotos mit den Eltern unseres Gastgebers wurden
zu einem Teil des Altares. Kerstin hat den Altar wunderschön mit eigenen
Worten beschrieben (leider gibt es keinen Tonbandmitschnitt), somit haben sich
alle ein Bild machen können.
Jeder im Team hat von Waltraud einen Schmunzelstein bekommen, er soll uns die
Zeit bis zu einem Wiedersehen 2024 versüßen und
verkürzen.
Ein herzliches Danke an alle für das feine Miteinander, ans Haus und
vor allem an die vielen BegleiterInnen vor Ort, da ist das Fichtelgebirge
wirklich eine Ausnahme!
Sonja St., sehend
Gekürzter Zusatzbericht: Wanderwoche Fichtelgebirge in
Bischofsgrün vom 26.05.2023 bis 01.06.2023
Ich nehme als hochgradig Sehbehinderter zum ersten Mal an einer solchen
Gruppen-Wanderwoche teil; von Anfang an fühle ich mich allseits
unterstützt, und, ob unterwegs oder beim geselligen Beisammensein, in einer
wunderbaren, harmonischen Gemeinschaft. Besonders schön finde ich die weite
Altersspanne unserer Gruppe von ca. 13
Teilnehmenden.
Herzlicher Dank gilt den ehrenamtlichen sehenden Begleitpersonen, die uns dieses
Naturerlebnis in unbekanntem Gelände ermöglichten; auch auf
schwierigen Wegpassagen habe ich mich mit der Hand am Rucksack meiner
Guides stets sicher gefühlt,
in einfacherem Gelände konnte ich mich auf ihre präzisen Ansagen
verlassen, und dadurch längere Strecken auch ohne physischen Kontakt
unterwegs sein; außerdem waren sie ein unerschöpflicher Quell
für lokale und naturkundliche Informationen. Ich freue mich schon auf
zukünftige Wanderwochen mit den Blindenfreizeiten Pater Lutz!
Aus Platzgründen wird hier beispielhaft lediglich eine von insgesamt
fünf Tagestouren beschrieben; die übrigen Tage sind in der Chronik auf
der Homepage nachzulesen.
Tag 3
Endlich geht es auf den Ochsenkopf, mit 1024 m der
zweithöchste Gipfel des Fichtelgebirges; erst gemütlich aus dem Ort
heraus, durch Wiesen und vorbei am neuen
BSV Sportzentrum bis zur Talstation
der nördlichen Ochsenkopfseilbahn beim Vogelherd; von hier auf schmalem
Waldsteig stetig bergauf, über das Schneeloch (eine früher tiefe Grube
mitten im Bergwald, wo vor der Kühlschrankzeit Schnee als Kältevorrat
gelagert wurde), erreichen wir das weitläufige Gipfelplateau; nach kurzer
Rast am Gipfelkreuz nehmen wir den Abstieg in Angriff, wandern auf dem
Steinbruchweg - vorbei an aufgelassenen Granitbrüchen - an der
Südseite des Ochsenkopfes bergab. Die Nase erfreut sich am würzigen
Duft von Harz und sonnenbeschienenen Fichtennadeln; für geübte Geher
bietet sich unterwegs die Gelegenheit die Forstpiste zu verlassen und eine
steile wurzelige Direttissima
nach Fleckl hinabzusteigen, wo wir uns alle zur verdienten Mittagseinkehr
treffen. Fröhlich und gestärkt bewältigen wir den Rückweg
über den Weiler Grassemann nach Bischofsgrün mit Leichtigkeit.
Tagespensum: 450 HM und 16
km.
Der Bericht wäre unvollständig, würde nicht auch unsere
behagliche Unterkunft im Hotelgasthof Siebenstern erwähnt: Horst und Waldi
als Gastgeber sowie Erika und ihr Team verwöhnten uns nicht nur in
kulinarischer Hinsicht, sondern waren auch sonst unermüdlich um unser
Wohlergehen bemüht; auch euch ein freudiges
Dankeschön!
Reinhard A., blind
Ungekürzter Zusatzbericht: Wanderwoche Fichtelgebirge in
Bischofsgrün vom 26.05.2023 bis 01.06.2023
Ich nehme als hochgradig Sehbehinderter zum ersten Mal an einer solchen
Gruppen-Wanderwoche teil; von Anfang an fühle ich mich allseits
unterstützt, und, ob unterwegs oder beim geselligen Beisammensein, in einer
wunderbaren, harmonischen Gemeinschaft. Besonders schön finde ich die weite
Altersspanne unserer Gruppe.
Herzlicher Dank gilt den ehrenamtlichen sehenden Begleitpersonen, die uns dieses
Naturerlebnis in unbekanntem Gelände ermöglichten; auch auf
schwierigen Wegpassagen habe ich mich mit der Hand am Rucksack meiner
Guides stets sicher gefühlt,
in einfacherem Gelände konnte ich mich auf ihre präzisen Ansagen
verlassen; außerdem waren sie ein unerschöpflicher Quell für
lokale und naturkundliche Informationen. Ich freue mich schon auf
zukünftige Wanderwochen mit den Blindenfreizeiten Pater Lutz!
Tag 1
Von Bischofsgrün erst durch blühende Wiesen, dann über Waldwege,
und schließlich ein wenig steiler auf einem schmalen Hintereinander-Pfad
zu unserem ersten Zwischenziel, dem Wetzstein mit gut 800
m; von dort haben wir einen schönen
Panoramablick zu den Hausbergen von Bischofsgrün: Schneeberg und
Ochsenkopf. Anschließend geht es in gemächlichem bergab nach
Kornbach, wo eine gemütliche Gartenwirtschaft auf uns wartet. Nach
ausgiebiger Stärkung führt uns der Rückweg an einem kleinen
Weiher und einer Herde Angusrinder vorbei, auf breiten Wanderwegen
allmählich wieder bergauf. Über teils sonnige, teils schattige
Waldwege gelangen wir schließlich am Nordwesthang des Schneeberges in 752
m Höhe zur Quelle der Eger. Sie ist einer der
vier Flüsse, die hier im Fichtelgebirge entspringen - außer ihr sind
dies Main, Saale und Naab. Weiter geht es jetzt wieder bergab, zurück nach
Bischofsgrün. Für den ersten Tag waren die 17
km ganz ordentlich, und ich befürchte einen
Muskelkater ...
Tag 2
... der Muckikater bleibt aus, als ob er gewusst hätte, dass heute nicht
viel zu leisten ist - trotzdem wird der Tag ein
Highlight: uns erwartet
nämlich zur Mittagspause eine Grillparty mit anschließender
Kaffeetafel und herrlichen selbstgemachten Kuchen; zuvor haben wir die
ca. 2,5 stündige Wanderung
"bewältigt": erst ein von Bäumen beschattetes, lauschiges
Stück entlang des jungen Mains, dann Höhe gewinnend über
grüne Hügel zum Nachbarort Wülfersreuth. Für die wirklich
beeindruckende Organisation und die Verpflegung haben viele Helferinnen und
Helfer aus dem weitläufigen Freundschaftsnetzwerk von Waldi und Horst
gesorgt: großes Kompliment! Angesichts eines gut gefüllten Bauches
und des warmen Wetters waren meine Beine auf dem Rückweg nicht mehr ganz so
lauffreudig - obwohl der Tacho am Ende nur etwa bei 14
km stehen würde. Unterwegs zurück nach
Bischofsgrün kamen wir mitten im Wald noch am Wolfsgarten vorbei, einem
einmaligen und mit vielfältigen Infos dokumentierten Beispiel der
historischen Wolfsjagd. Durch Ausgrabungen sichtbar gemacht, bestand die
Fanganlage aus mindestens zwei tiefen Gruben; mittels einer Ziege, die man darin
festgebunden hatte, wurde Meister Isegrimm in die Falle gelockt. Heute gab es
aber weder eine Ziege, noch einen Wolf zu sehen ...
Tag 3
Endlich geht es auf den Ochsenkopf, mit 1024 m der
zweithöchste Gipfel des Fichtelgebirges; erst gemütlich aus dem Ort
heraus, durch Wiesen und vorbei am neuen
BSV Sportzentrum bis zur Talstation
der nördlichen Ochsenkopfseilbahn beim Vogelherd; von hier auf schmalem
Waldsteig stetig bergauf, über das Schneeloch (eine früher tiefe Grube
mitten im Bergwald, wo vor der Kühlschrankzeit Schnee als Kältevorrat
gelagert wurde), erreichen wir das weitläufige Gipfelplateau; nach kurzer
Rast am Gipfelkreuz nehmen wir den Abstieg in Angriff, wandern auf dem
Steinbruchweg vorbei an aufgelassenen Granitbrüchen auf der Südseite
des Ochsenkopfes bergab; die Nase erfreut sich am würzigen Duft von Harz
und sonnenbeschienenen Fichtennadeln; für geübte Geher bietet sich
unterwegs die Gelegenheit die Forstpiste zu verlassen und eine steile wurzelige
Direttissima nach Fleckl
hinabzusteigen, wo wir uns alle zur verdienten Mittagseinkehr treffen.
Fröhlich und gestärkt bewältigen wir den Rückweg über
den Weiler Grassemann nach Bischofsgrün mit Leichtigkeit. Tagespensum: 450
HM und 16
km.
Tag 4
Der für heute vorgesehene Schneeberg muss leider aus Zeitnot entfallen;
nachdem wir durch den Park der Höhenklinik gemächlich, aber stetig
bergauf gelaufen sind, bietet sich für ein Häufchen Wagemutiger die
Gelegenheit, auf felsigem Blockgestein den Aussichtspunkt Haberstein mit 927
m zu erkraxeln; danach queren wir unter dem Gipfel
Richtung Waldrasthaus Karches, wo wir Mittagsrast halten; es ist idyllisch
gelegen mit Blick auf einen kleinen See, der durch Stauung des Mains früher
der Holztrift diente. Der Rückweg führt uns anspruchsvoll auf einem
wurzeligen Naturpfad durch das traumhaft schöne Tal des jungen Weißen
Mains, wo das Flüsschen wie ein Wildwasser dahinspringt, und
schließlich wieder zurück nach Bischofsgrün.
Tag 5
Zum Ausklang eine gemütliche Tour auf dem nahegelegenen Panoramaweg mit
seinem Naturlehrpfad, der mit vielen fühl- und tastbaren Stationen
ausgestattet ist; durch den Ortsteil Birnstengel mit alter Glasmachertradition
zum Bauernhofcafé Ruckdeschel. Auf dem Rückweg besichtigen wir in
der Touristinformation Bischofsgrün die blindengerecht ausgestattete
Geländeplastik der Ochsenkopfregion und lassen den Nachmittag bei einem
kühlen Weizen auf der durch reichlich Sonne und Siesta-Stimmung mediterran
anmutenden Piazza direkt an der Kirche
ausklingen. Nach dem Abendessen gibt es eine von vielen Beteiligten gestaltete,
berührende Andacht in der dafür geschmückten großen
Wirtsstube unseres Gasthauses; sie bietet Gelegenheit, Rückschau zu halten
und für die gemeinsam erlebten glücklichen Wandertage zu
danken.
Der Bericht wäre unvollständig, würde nicht an dieser Stelle
unsere behagliche Unterkunft im Hotelgasthof Siebenstern erwähnt: Erika und
ihr Team verwöhnten uns nicht nur in kulinarischer Hinsicht, sondern waren
auch sonst unermüdlich um unser Wohlergehen bemüht; auch euch ein
herzliches Dankeschön!
Reinhard A., blind